Einen schönen Donnerstagabend.
Ich bin kein großer Freund von Rätseln, weder von Kreuzwort noch weniger freilich von den großen der Menschheit, und so ist es selbst kein Rätsel, dass ich das um Dr. Wolfgang Mückstein nicht zu lösen vermag bzw. vielmehr das seiner monatelangen Abwesenheit. Treue Leser dieses Newsletters werden wissen, dass ich den aktuell auftretenden Gesundheitsminister für einen Avatar hielt, für eine Art Doppelgänger, während sich das Original im Dauerwinterschlaf befindet. Da habe ich mich geirrt, vereinzelte Augenzeugenberichte über Sichtungen lassen diese These nicht mehr zu. Das hat auch noch zusätzliche Gründe: Mangels offensichtlicher Vorbereitungsdefizite allgemeiner Natur müsste den Winterschlaf-Mückstein irgendjemand regelmäßig füttern, und das in der empathielosen Politik. Zudem wurde im Ministerium bzw. in direkter Umgebung kein passender Bau (hohler Baumstamm, Erdhöhle) für diese Form des Dämmerzustandes gesichtet.
Es gibt auch noch eine zweite Theorie, nämlich dass Mückstein für seine Auftritte stets aus einer Art Kryostase freigefrostet wird. Das würde einerseits erklären, wieso er sich selbst politisch so oft aufs Glatteis führt, und andererseits, wieso er statt in freier Rede seine Botschaften starr von einem Zettel abliest - jeder würde sich nach so einer Konservierung erst einmal ein paar Stunden warmreden müssen, mit Gefrierbrand ist nicht zu spaßen. Sonst gehen mir leider die Erklärungen aus, wieso im Sommer in Sachen Pandemiebekämpfung wenig bis gar nichts Brauchbares passiert ist. Schlechte Impfquote, explodierende Inzidenzen, Rekord-Zahlen - plötzlich wird der Minister, ob Original, Klon oder Avatar, panisch. Viel zu spät leider. Wie es auch gehen kann, zeigt Wien bzw. Bürgermeister Michael Ludwig gerade! Man hätte es ihm nur nachmachen müssen.
„Wir sind sehenden Auges in die vierte Welle gerutscht. Das ist wie bei einem Autounfall, bei dem jeder gewusst hat, oh Mann, das geht nicht gut“, sagte Marco Pogo gestern bei Corinna Milborn auf PULS 24. Und Infektiologe Christoph Wenisch erzählte die Geschichte eines „kollateralen Schadens“, eines Mannes, dessen gutartiger Gehirntumor wegen dreimal verschobener Operationen so weit gewuchert ist, bis er ihm das Augenlicht genommen hat. Ich habe in diesem Studio zwei authentische, hochintelligente und offene Ärzte gesehen, die ich sofort zu Gesundheitsministern ernennen würde. Vielleicht ist einer der beiden ja so nett und füttert nebenbei den Mückstein.
Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.