Den Grazer Thomas Wander zog es schon früh nach Hollywood, um Filmmusik zu studieren. Der Erfolg gab ihm recht. Derzeit nimmt er in der Synchron Stage Vienna die Musik für den nächsten Blockbuster auf. Wir durften dabei sein.
Meist gilt in dieser Phase einer Filmproduktion strengste Geheimhaltung. Doch für uns machten die Macher des kommenden Blockbusters von Roland Emmerich („Stargate“, „Independence Day“) eine Ausnahme. Denn für die Musik zu „Moonfall“ ist der Grazer Thomas Wander verantwortlich, und der hat sich für die Aufnahmen bereits zum zweiten Mal in Liesing eingemietet.
„Krone: Herr Wander, wie kommt es, dass Sie von Hollywood nach Österreich kommen, um „Moonfall“ einzuspielen?
Thomas Wander: Ich selbst wohne ja seit 2014 nicht mehr in Los Angeles. Ich hab dort 16 Jahre gelebt, bin aber 2014 wieder nach Graz zurückgekehrt. Natürlich fliege ich für einzelne Projekte immer wieder nach London oder Hollywood. Aber die meiste Zeit verbringe ich in Graz und kann von dort aus wunderbar arbeiten. Das erste Mal haben wir in der Synchron Stage Vienna die Musik für „Midway - Für die Freiheit“ eingespielt. Das hat wunderbar geklappt. Daher sind wir nun wieder da. Außerdem macht es mir hier sehr viel Spaß. Die Mitarbeiter und die Musiker sind Profis und wir müssen nicht verreisen. Das spielt uns mit Corona natürlich in die Hände.
Man muss nicht in den USA sein, um erfolgreich Filmmusik machen zu können?
Als ich begonnen habe, war es schon so, dass man vor Ort sein musste. Aber ich konnte mir ein paar Kontakte aufbauen, da funktioniert es auch, wenn man sich zum Beispiel über Skype verabredet.
Ich gehe davon aus, dass es mit Roland Emmerich eine solch gute Zusammenarbeit gibt, nachdem Sie für so ziemlich alle seiner jüngsten Filme die Musik geschrieben haben. Wie ist es dazu gekommen?
Richtig. Aber wie es genau dazu gekommen ist, kann ich eigentlich nicht mehr sagen. Ich glaube, es war „The Day After Tomorrow“ wo wir das erste Mal zusammengearbeitet haben. Am Anfang noch mit Harald (Anm. Kloser) zusammen. Er hat sich dann aber eher aufs Drehbuchschreiben und Produzieren konzentriert. Und so hab ich dann seit 2004 die Musik für Roland Emmerichs Filme geschrieben.
War Komponist immer schon ein Traum von Ihnen?
Eigentlich schon. Ich wusste bereits mit 15 Jahren, dass mich das interessiert. Ich glaube, es waren „E.T.“ (Anm. Komponist John Williams) und „Once Upon a Time in America“ mit der Musik von Ennio Morricone, wo ich das erste Mal gemerkt habe, dass die Musik etwas dazu beiträgt, wie man den Film wahrnimmt. Dann hab ich Filmkomposition in LA studiert.
Viele wissen mit 15 Jahren noch nicht, was sie machen wollen. Was war bei Ihnen der Auslöser? War es ein Film?
Ich glaube, es waren „E.T.“ (Anm. Komponist John Williams) und „Once Upon a Time in America“ mit der Musik von Ennio Morricone, wo ich das erste Mal gemerkt habe, dass die Musik etwas dazu beiträgt, wie man den Film wahrnimmt. Ab da hab ich gewusst, dass ich meine Leidenschaft für Film und Musik verbinden möchte.
Und hat es auf Anhieb geklappt?
Angefangen habe ich zum Beispiel mit Werbe-Jingles. So habe ich Engagements als Ghostwriter für Fernsehserien erhalten. Erst irgendwann habe ich den Auftrag für ganze Projekte bekommen.
Können Sie ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern? Wie läuft ein solches Blockbuster-Projekt ab?
Eine Regel gibt es nicht. Aber bei Roland gibt es vorab immer ein Drehbuch, bis zu zwei Jahre vorher. Da kann man sich schon früh musikalische Gedanken machen. Mit Drehstart starte ich dann bereits mit dem Komponieren. So hat die Filmcrew schon während des Drehs eine musikalische Begleitung. Das Material wird ja nach jedem Drehtag bereits geschnitten. Wenn sie da schon Musik haben, die extra dafür geschrieben wurde, ist das auch für die Bearbeitung hilfreich. Ein Filmprojekt begleitet mich dann rund eineinhalb Jahre.
„Moonfall“ kommt im Februar 2022 in die Kinos. Ihr nehmt jetzt die Filmmusik auf. Gab es wegen Corona Komplikationen?
Wir liegen im Zeitplan. Es gab aber auch schon Projekte, wo es vier Wochen vor Release noch die letzten Sessions gab. Es wird durch die Digitalisierung aber immer kurzfristiger. Corona hat die Filmindustrie weniger stark getroffen. Denn gedreht und gearbeitet wurde, es hat sich nur vieles etwas in die Länge gezogen oder verzögert. Die Digitalisierung hat es gerade in der Musikproduktion schon lange gegeben, ist aber durch Corona sicher intensiver geworden. So gibt es eben auch die Möglichkeit hier in Wien zu arbeiten, und ich bin mir sicher, dass Wien auf einem guten Weg ist.
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