Gegen den Strom

BMW 2er Coupé: Der darf alles, sogar Hinterrad!

Motor
17.11.2021 00:01

Es ist ein bisserl wie mit dem berühmten gallischen Dorf. Alle 2er-BMWs haben Frontantrieb. Active Tourer, der (eingestellte) Gran Tourer, das Gran Coupé - aber hä? Was ist das? Das 2er-Coupé, das tatsächlich ein echtes Coupé ist, ist auch ein echter BMW von altem Schrot und Korn! Mit Hinterradantrieb bzw. heckorientiertem Allradantrieb und sogar Sechszylindermotor! „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl konnte das gute Stück in Form des M240i xDrive bereits fahren - seine Eindrücke hier im Video!

Wir wollen hier nicht darüber philosophieren, wie sinnvoll oder unsinnig, wie nachvollziehbar oder verwirrend es ist, so viele verschiedene Modelle gleich zu bezeichnen. Viel mehr wollen wir der Freude Ausdruck verleihen, dass BMW tatsächlich wieder ein kompaktes, hinterradgetriebenes Coupé baut (dabei aber die Elektroerfolge nicht schmälern).

Die anderen 2er mögen alle ihre Berechtigung haben und sind für das, was sie sind, auch gute Autos. Aber Gott sei Dank hat das 2er-Coupé mit ihnen nichts zu tun. Die Plattform des zweitürigen Freudenspenders ist die von 3er und 4er, allerdings verkürzt, was ihn leichter und handlicher macht. Auch die bei 4er, M3 und M4 verwendeten großen Nieren wichen Exemplaren in weniger polarisierender Größe.

Irgendwas ist immer zu groß …
Irgendwo mussten die Wachstumshormone aber offensichtlich hin - die Spritze landete in der Motorhaube und formte dort einen Powerdome, der so deutlich aufragt, als würde er einer darunter liegenden Schwellung folgen. In Wahrheit soll er lediglich Aufmerksamkeit auf sich ziehen und den Vorderwagen optisch verkürzen. Denn da dessen Maße im Wesentlichen vom 3er stammen, sah sich BMW genötigt, diese Länge zu kaschieren. Der Wagen soll kompakt wirken und Handlichkeit ausstrahlen. Und tatsächlich: Beim Blick von der Seite bleibt das Auge an dem Buckel hängen. Leicht irritieret allerdings, aber auch das ist Absicht. Comicartig überzeichnet nennt das der Designer. Passt zur Launchfarbe. Lila. Allen Ernstes.

Für ein 2er-Coupé ist der Neue ein ganz schönes Trumm geworden. 4,55 Meter lang, zehn Zentimeter länger als früher, aber doch deutliche 25 Zentimeter kürzer als ein vergleichbarer 4er. Außerdem 50 Kilogramm leichter, was ohne Fahrer 1690 Kilogramm bedeutet. Der Radstand ist mit 2,74 Meter jetzt 5 Zentimeter länger als früher, die Spur ist hinten drei und vorn fünfeinhalb Zentimeter breiter, beim M240i ist es sogar noch ein bisserl mehr. Und der negative Sturz an den Vorderrädern ist auch erhöht.

So geht Freude am Fahren
Die Auslegung hinsichtlich Spur und Sturz tut natürlich dem Einlenkverhalten gut. Er ist agil, der gar nicht so kleine Münchner, macht Spaß in schnellen Wechselkurven. Der Allradantrieb ist keine echte Spaßbremse, sondern schickt tendenziell mehr Kraft nach hinten, sodass eher das Heck kommt, als dass der Wagen über alle vier Räder schiebt. Über Untersteuern brauchen wir nicht zu sprechen. Spaßfahrer werden trotzdem das System aus M3 und M4 vermissen, bei sich der Antrieb der Vorderachse abschalten lässt.

Der Testwagen hatte das famose Adaptivfahrwerk, serienmäßig ist ein klassisches Sportfahrwerk mit hubabhängigen Dämpfern. Das macht ihn alles nicht zum Vollsportler, es ist also noch Luft nach oben - für den M2. So ein bisserl komfortabel ist das zivile 2er-Coupé also schon noch.

Ein echter Genuss ist der seidige Dreiliter-Reihensechszylinder, wie schön der klingt, wie geschmeidig er andrückt. Man muss ihn lieben. 374 PS leistet er, ab 1900/min. liefert er 500 Nm. Reicht für einen Standardsprint in 4,3 Sekunden. Schafft jeder. Achtgang-Sportautomatik ist im M240i Serie, die anderen Motorisierungen kommen mit der normalen Steptronic.

Apropos die anderen: Zum Marktstart im Jänner 2022 gibt es zusätzlich zwei hinterradgetrieben Vierzylinder: den Benziner 220i (184 PS, 300 Nm ab 1350/min., 0-100=7,5s) sowie den 220d, dessen 190 PS starkes Dieselaggregat vom 48-Volt-Mildhybridsystem samt 8 kW/11 PS starkem Startergenerator unterstützt wird. Mit 6,9 Sekunden und 237 statt 236 km/h hängt er den Benzinbruder ab. Für den Sommer 2022 wurde bereits der 230i mit 245 PS angekündigt.

Offiziell noch nicht angekündigt wurden zwei Modelle: Der M240i wird nächstes Jahr auch mit Hinterradantrieb zu haben sein. Und außerdem wird es einen M2 geben - der Einzige, den sie auch mit manuellem Schaltgetriebe anbieten wollen.

Wie stark der wird, verraten sie noch nicht, aber nachdem wir hier die Plattform von 3er und 4er haben, darf man schon mal zu träumen beginnen. Und am besten auch gleich zu sparen. Es kostet ja schon der M240i xDrive mindestens 63.300 Euro. Wobei das immerhin 13.000 Euro billiger ist als der gleich motorisierte 4er. Die übrigen Preise: 40.650 Euro für den 220i, 42.600 Euro für den 220d.

Fahrzit
Insgesamt hält das 2er Coupé alte BMW-Tugenden hoch und sorgt für eine Art verspielten Ausgleich für die Münchner Bemühungen in Sachen elektrischer Vernunft und Nachhaltigkeit. Hier geht’s noch vor allem um die Freude am Fahren, ganz besonders genussvoll mit dem Sechszylinder. Auch das Bediensystem ist noch das bewährte iDrive, das wir kennen, noch nicht die Version 8, die uns bereits in i4 und iX genervt hat und auch im neuen 2er Active Tourer unausweichlich ist.

Unterm Strich ist das 2er Coupé also wohl der letzte seiner Art. Wobei: Der wahre Fan wird wohl warten, bis 2023 der M2 kommt. Oder zumindest auf den M240i mit heißer Hinterhand.

Warum?
Weil so Freude am Fahren geht.
Weil es so etwas nicht mehr oft gibt. Und lang auch nicht mehr.

Warum nicht?
Die Comic-Optik wird nicht jeder mögen.

Oder vielleicht …
… auf den M2 warten - mit Hinterradantrieb, handgerührt

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(Bild: KMM)
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