WHO senkt Limits stark

Werden niedrigere Luftgrenzwerte Problem für OÖ?

Oberösterreich
06.11.2021 20:30
Die Weltgesundheitsorganisation WHO – und damit auch bald die EU – legt wichtige Grenzwerte für Luftschadstoffe (Stickoxide, Feinstaub) deutlich niedriger, um die Gesundheit zu schützen. Dass das auch auf Oberösterreich durchschlagen wird, sieht Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) als positive Herausforderung.

Gerade erst im Pandemiejahr 2020 haben die beiden für allfällige EU-Strafzahlungen relevanten Luftmesstationen Enns-Kristein (an der A1) und Linz-Römerberg den EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid nach unten, in Richtung 30 Mikrogramm, durchbrochen. Doch die WHO empfiehlt nun (weltweit) nur noch maximal zehn Mikrogramm. Dem werden im kommenden Jahr auch die Luftqualitätsnormen der EU folgen. Grund ist der Gesundheitsschutz. Denn, wie auch der Landesrechnungshof schon nahegelegt hat: Je größer die Luftverschmutzung, desto mehr Menschen werden krank.

Mehr Klimaschutz und eine Verkehrswende sind nötig
Umweltlandesrat Kaineder rechnet damit, dass die Grenzwerte tatsächlich weiter nach unten geschraubt werden. Er sieht’s aber als positive Motivation: „Es geht ja um nichts Geringeres als um die Zukunft unserer Kinder und die Gesundheit der Bevölkerung.“ Aber eine Reduzierung auf ein Viertel (und ähnlich beim Feinstaub), wie wird das zu schaffen sein? Grün-Politiker Kaineder: „Ich bin zuversichtlich, wenn in Oberösterreich der Klimaschutz Priorität bekommt und auch eine Verkehrswende mutig angegangen wird, werden wir auch geringere Grenzwerte einhalten können.“

Feinstaub im Zentralraum beinahe halbiert
Wie sieht es derzeit aus? Bei Betrachtung der Jahresmittelwerte zum Feinstaub sehen wir im Langzeitvergleich (Feinstaubmessungen ab 2001 verfügbar), dass vor allem an den Messstellen in bevölkerungsreichen Zentralraum beinahe eine Halbierung der Schadstoffe erreicht werden konnte.

Jahresmittel PM10-Feinstaub Die als Feinstaub (PM10) bezeichnete Staubfraktion enthält 50% der Teilchen mit einem Durchmesser von 10 µm, einen höheren Anteil kleinerer Teilchen und einen niedrigeren Anteil größerer Teilchen. Partikel dieser Größe können über den Kehlkopf hinaus bis tief in die Lunge gelangen. (Bild: Land OÖ)
Jahresmittel PM10-Feinstaub Die als Feinstaub (PM10) bezeichnete Staubfraktion enthält 50% der Teilchen mit einem Durchmesser von 10 µm, einen höheren Anteil kleinerer Teilchen und einen niedrigeren Anteil größerer Teilchen. Partikel dieser Größe können über den Kehlkopf hinaus bis tief in die Lunge gelangen.

Bei Betrachtung der Stickoxide sehen wir bei Start der Messreihe Jahresmittelwerte jenseits von 70 μg/m³. Bei Betrachtung der auch für mögliche Strafzahlungen relevanten Messstellen Enns-Kristein und Linz Römerberg sehen wir Mitte der 2000er Jahre noch JMW in der Höhe von 60 und 50 μg/m³. Die EU-Luftqualitätsrichtlinie sieht derzeit noch einen Grenzwert von 40 μg/m³ vor. An beiden Messstellen liegen wir mittlerweile weit unterhalb dieses Grenzwertes.

Jahresmittelwerte Stickstoffdioxid, derzeit ist noch die 40 Mikrogramm-Grenze relevant (Bild: Land OÖ)
Jahresmittelwerte Stickstoffdioxid, derzeit ist noch die 40 Mikrogramm-Grenze relevant

Wesentliche Rolle für Klimaschutz
„Dass die Qualität der Luft, die wir so selbstverständlich täglich einatmen, eine Auswirkung auf die Gesundheit der Menschen hat, ist unleugbar. Klares Ziel der Politik muss daher natürlich sein, Schadstoffe in der Luft möglichst zu minimieren. Hier spielt auch der Klimaschutz eine wesentliche Rolle“, bekräftigt Landesrat Kaineder.

Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) (Bild: Klemens Groh)
Landesrat Stefan Kaineder (Grüne)

Kaineder weiter: „Gerade der Ausstoß von klimaschädlichen CO2 bedingt in der Regel auch etwa ein gleichzeitiges Emittieren von gesundheitsschädlichen Stickoxiden. Klimaschutzmaßnahmen im Mobilitätsbereich sind daher auch für die Gesundheitsvorsorge von enormer Bedeutung. In den Auswertungen unserer Luftmessstellen des Landes sehen wir nicht nur coronabedingt eine Abnahme der Schadstoffe. Es sind auch der Umstieg auf Elektromobilität und ein geändertes Mobilitätsverhalten sowie die verstärkte Nutzung von Home Office für eine Reduktion verantwortlich.“

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