Allen Unkenrufen zum Trotz wird Österreichs grüne Umweltministerin Leonore Gewessler am Sonntagabend mit dem Zug (und nicht mit dem Flugzeug) zum UNO-Klimagipfel nach Schottland zockeln. Vor ihrer 27-Stunden-Strapaze verteidigte sie die bisweilen holprige heimische Öko-Politik als „Aufholjagd beim Klimaschutz“.
Vieles klingt nach „Schöner neuer Welt“ (Aldous Huxley), wenn Leonore Gewessler - wie in der brandheißen „Club 3“-Diskussion - in die Zukunft blickt: statt Staus auf der Autobahn ein modernes Verkehrssystem, statt geschmackloser Tomaten regionale Paradeiser und statt Todesfällen durch verschmutzte Luft saubere Fotovoltaik und Windkraft.
Damit es gut bleibt, müssen sich manche Dinge ändern.
Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne)
„Sie setzen ganz stark auf Technologie. Hat denn Ex-Kanzler Sebastian Kurz doch recht mit seiner Ansage, dass wir den Klimaschutz eben doch mit moderner Technologie bewältigen können und nicht, indem wir verzichten und in die Steinzeit zurückkehren müssen?“, will der Geschäftsführende Chefredakteur der „Krone“, Klaus Herrmann, prompt wissen. „Damit es gut bleibt, müssen sich manche Dinge ändern“, kontert die Ministerin, die sich auf „Aufholjagd beim Klimaschutz“ (CO2-Bepreisung, Komplettausstieg aus fossiler Energie, Klimaticket etc.) wähnt, weil zuvor 30 Jahre in Österreich nichts oder wenig passiert sei.
Sie selbst wird Sonntag am späteren Abend am Wiener Hauptbahnhof in den Nachtzug nach Brüssel steigen, um doch recht mühsam über London in den Norden der Insel zu gelangen. „Lohnt sich diese Show, wo Regierende mit Privatjets hingeflogen sind und ein hoher CO₂-Ausstoß samt Corona-Risiko im Raum stehen?“, wirft „Profil“-Innenpolitikchefin Eva Linsinger provokant ein.
„Diese Nachteile wurden im Vorfeld der Konferenz sehr wohl abgewogen. Aber die Chancen für ein Ergebnis sind bei einem persönlichen Treffen größer“, antwortet Gewessler.
Bernhard Gaul, „Kurier“-Umweltexperte, kommt mit einer provokanten Frage auf das Show-Element des Gipfels zurück: „Glauben Sie denn als ehemalige Chefin der Umweltschutzorganisation Global 2000 wirklich, dass Brasiliens Jair Bolsonaro bei der UNO-Waldinitiative mitmacht, die das Abholzen der Regenwälder stoppen soll?“
Gewessler antwortet darauf ebenso mit „Schöne neue Welt“-Floskeln wie auf Klaus Herrmanns Frage nach dem derzeitigen „Klima in der Regierung“. Auf entsprechendes Insistieren der Journalistenrunde fällt ihr doch Zentral-Positives ein: „Schon beim ersten Ministerrat mit dem neuen Kanzler Schallenberg haben wir gemeinsam das Getränkepfand auf den Weg gebracht.“ Frau Minister, ein gutes Klima bei der Fahrt nach Glasgow!
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.