Als sei das Coronavirus nicht Zumutung genug. Mediziner befürchten in diesem Winter eine doppelte Infektionswelle, denn jetzt beginnt die Grippezeit. Auch in Tirol wird mit mehr Patienten als im Vorjahr gerechnet. Aus der Klinik Innsbruck, der Medizin-Uni und dem Land kommt dieser Tage ein doppelter Impfappell.
Die vergangene Wintersaison fiel aus. Und auch von einer nennenswerten Grippesaison konnte keine Rede sein. Dank sehr strenger Corona-Maßnahmen wurden die Influenza-Viren deutlich eingebremst.
Heuer schaut die Sache etwas anders aus. Trotz neuer Auflagen wie FFP2-Maskenpflicht gehen Mediziner von einem Anstieg der Fallzahlen aus. „Wie stark die Grippewelle wird, lässt sich schwer sagen. Mehr Fälle als im vergangenen Jahr werden es aber sicher sein“, lautet die Einschätzung von Rosa Bellmann-Weiler, stellvertretende Direktorin der Infektiologie an der Klinik Innsbruck auf Anfrage der „Tiroler Krone“.
Zum einen werden die Hygienemaßnahmen nicht mehr so strikt befolgt und zum anderen ist unser Immunsystem durch das Maskentragen etwas aus der Übung.
Rosa Bellmann-Weiler, Klinik Innsbruck
Grippaler Infekt: 3500 Tiroler krankgeschrieben
In den Tirol Kliniken müssen derzeit laut Sprecher Johannes Schwamberger nur vereinzelt Grippepatienten behandelt werden. Doch alle wissen: das kann sich rasch ändern. Bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) sind für Tirol aktuell rund zehn Fälle von echter Grippe gemeldet. Wegen grippaler Infekte – die zum Glück deutlich harmloser sind – sind derzeit mehr als 3500 Menschen in Tirol krankgemeldet. Dieser Wert liegt deutlich über jenem des Vorjahres mit 2400 zu diesem Zeitpunkt.
Schwillt die Grippewelle rasch an und ebbt die Corona-Welle nicht ab, ist eine Überlastung in den Spitälern vorprogrammiert. Impfexperte Reinhard Würzner vom Institut für Hygiene und medizinische Mikrobiologie an der Medizin-Uni Innsbruck ruft die Gefährlichkeit der Grippe vor allem für ältere und vorbelastete Personen in Erinnerung. In den Jahren vor der Pandemie starben pro Saison in Österreich deutlich mehr als tausend Personen an der Grippe. Im Winter 2016/17 waren es sogar fast 4500 Todesfälle.
Würzner: „Doppelte Impfung ist kein Problem“
Impfen – gegen Corona und die Grippe, lautet der Appell von Bellmann-Weiler und Würzner. „Es spricht nichts dagegen, dass man sich gleichzeitig gegen Grippe und Corona impfen lässt“, meint Würzner. Wer das nicht wolle, dem rät der Mediziner zuerst die Immunisierung oder Auffrischung gegen Covid-19, „zwei Wochen später dann die Grippe-Impfung.“ Würzner spricht von vielen „sinnlosen Todesfällen“ auf der einen und der anderen Seite: „Wir haben mit den Impfungen wirksame Gegenmittel – wir sollten sie nutzen.“
Das Land beschließt Gratis-Impfung in Schulen
Auch das Land ruft zur Grippeimpfung auf. Für Lehrer und Schulpersonal werden die Kosten übernommen. 35.000 € hat die Landesregierung bereitgestellt. Für Kinder und Altenheimbewohner übernimmt der Bund.
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