Glasgow-Klimakonferenz

Harte Greenpeace-Bilanz: „Blablabla-Gipfel“ droht

Ausland
07.11.2021 14:21

Zur Halbzeit der UNO-Klimakonferenz COP26 hat Greenpeace Österreich eine ernüchternde Bilanz gezogen und vor allem die österreichische Regierung kritisiert. Die Konferenz drohe „zu einem reinen Blablabla-Gipfel zu werden“, warnte die Umweltorganisation und sprach von „schwammigen Formulierungen“ und „viel zu späten Ausstiegsterminen“. Österreich sei kein Vorbild: Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) sei mit leeren Händen zur Konferenz in Glasgow gereist.

Von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) fordert Greenpeace nun, „Nägel mit Köpfen“ zu machen und „klare Klimaschutz-Ansagen“ zu treffen. Ein erster wichtiger Schritt sei Österreichs Beitritt zum Statement der ehrgeizigen Klimaschutz-Länder gewesen. Jetzt müssten Taten folgen. Daher forderte Greenpeace, „das nationale Klimaschutzgesetz auf Schiene zu bringen und Mega-Straßenbauprojekte wie die Lobau-Autobahn zu stoppen“.

Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Bild: APA/Hans Punz)
Infrastrukturministerin Leonore Gewessler

Absage an globalen Handel mit CO2-Zertifikaten
Dazu muss laut Greenpeace dem globalen Handel mit CO2-Zertifikaten eine Absage erteilt werden. „Dieser ist eine Sackgasse und würde viele Klimaschutzbemühungen zunichtemachen“, so die Umweltschützer. Außerdem gelte es, die Mittel zur Unterstützung der Entwicklungsländer deutlich zu erhöhen und ein klares Bekenntnis zum Ende der fossilen Energien zu verankern. Daran werde auch der Erfolg der diesjährigen Klimakonferenz gemessen werden.

Unterdessen forderten internationale Umweltverbände und Entwicklungsorganisationen, dass reiche Staaten ihre Klimahilfen für arme Länder drastisch aufstocken. Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan bezifferte den Finanzbedarf der weniger entwickelten Länder auf mehrere Billionen Euro. Nur so könne sich der globale Süden an die fatalen Folgen der Erderhitzung wie immer mehr Dürren und Überschwemmungen anpassen und auch klimaschädliche Treibhausgase reduzieren.

Forderung nach Steuer für klimaschädlichen Luxus
Die Klimaexpertin der Organisation Oxfam, Nafkote Dabi, machte die Industrieländer als Urheber der Klimakrise verantwortlich. Arme Länder litten am meisten darunter. Diese Ungerechtigkeit müsse ausgeglichen werden. Sie prangerte zudem einen „ökologischen Vandalismus“ vor allem von „Superreichen“ an, deren Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen weit über dem der übrigen Menschheit liege. Klimaschädlicher Luxus gehöre hoch besteuert oder verboten.

Greenpeace-Klimaexpertin Lisa Göldner warf der EU vor, es beim Gipfel an Führungsstärke fehlen zu lassen. An Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen appellierte sie, den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas voranzutreiben. Zugleich warnte sie die rund 200 in Schottland vertretenen Staaten davor, einen weltweiten Kompensationshandel für Emissionen einzurichten. Dies würde den Industriestaaten eine „weitere Ausrede“ liefern, den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu verzögern.

Premier Boris Johnson (links) mit Indiens Premierminister Narendra Modi während der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow (Bild: Associated Press)
Premier Boris Johnson (links) mit Indiens Premierminister Narendra Modi während der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow

Johnson fordert mehr Ehrgeiz
Auch der britische Premierminister Boris Johnson (Bild oben) als Gastgeber des Treffens forderte mehr Ehrgeiz. In der ersten Woche habe es einige konkrete Ankündigungen gegeben, etwa zum Stopp der Entwaldung oder zur Reduktion des schädlichen Treibhausgases Methan. „Aber wir dürfen die Aufgabe, das 1,5-Grad-Ziel am Leben zu erhalten, nicht unterschätzen.“

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