Minus 40 Prozent

Ozonschicht über Arktis schwindet wie noch nie zuvor

Wissenschaft
05.04.2011 14:23
Der Schwund der Ozonschicht über der Arktis ist derzeit so groß wie noch nie zuvor. Messungen haben ergeben, dass sie von Winterbeginn bis Ende März um den Rekordwert von rund 40 Prozent zurückgegangen ist. "Die bisher höchsten Werte lagen bei einem Rückgang um rund 30 Prozent in den frühen 1990er-Jahren", erklärte Geir Braathen von der Wold Meteorological Organisation am Dienstag bei der in Wien stattfindenden Generalversammlung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union.

Die Abnahme der schützenden Ozonschicht bedeutet eine verstärkte Sonneneinstrahlung, vor allem das aggressive und Sonnenbrand verursachende UV-B-Licht wird weniger gefiltert und erreicht den Erdboden. 

Höhere Sonnenbrandgefahr
Forscher warnen nun vor einer wachsenden Sonnenbrandgefahr in Europa. Das Ozonloch über der Arktis könne in den nächsten Wochen auch über Mitteleuropa driften und sich sogar bis zum Mittelmeer erstrecken, sagte der Atmosphärenphysiker Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven am Dienstag.

Nach AWI-Angaben haben sich die ozonarmen Luftschichten in der vergangenen Woche etwa vom Nordpol bis nach Südskandinavien erstreckt. Dies habe dort an sonnigen Tagen zu erhöhter ultravioletter Strahlung geführt. Aktuell bewege sich das Loch ostwärts in Richtung Russland, könne aber in den nächsten Tagen dann auch Richtung Mitteleuropa driften und sogar den Mittelmeerraum erreichen.

Die unter dem Ozonloch zu erwartende UV-Strahlung entspreche in etwa der normalen Belastung im Hochsommer, sagte Rex. "Das Problem ist, dass die meisten Menschen so früh im Jahr noch nicht mit einem schnell auftretenden Sonnenbrand rechnen." Empfindliche Menschen könnten binnen weniger Minuten Sonnenbrand bekommen.

Langer Winter als Hauptursache
Für den "überraschenden, aber nicht unerwarteten" hohen Ozonabbau machen die Experten die ungewöhnlich lang anhaltenden tiefen Temperaturen in der Stratosphäre über der Arktis verantwortlich. "Die weltweiten Maßnahmen zur Reduktion der die Ozonschicht schädigenden Gase greifen zwar, bis sie auch aus der Stratosphäre verschwunden sind, wird es allerdings noch Jahrzehnte dauern", so Braathen.

Damit es überhaupt zum Ozon-Abbau in der Stratosphäre komme, bedarf es mehrerer Voraussetzungen. So müssen Temperaturen unter minus 78 Grad Celsius herrschen. Nur unter diesen Bedingungen können sich in Höhen zwischen 15 und 25 Kilometern jene Wolken bilden, in denen sich die chemischen Vorgänge zum Ozon-Abbau abspielen. Diese Prozesse benötigen auch Sonnenlicht, daher erreichen die Abbau-Raten meist erst im Frühling (bzw. im Herbst in der Antarktis) Rekordwerte.

Erst 2040 wieder Werte wie vor den 1980ern
Während die Konzentrationen an Ozon-schädigenden Substanzen - etwa halogenhaltige Chemikalien - weltweit abnehmen, halten sie sich in der Stratosphäre wesentlich länger. Braathen schätzt, dass über der Antarktis erst 2020 bis 2040 und über der Arktis 2045 bis 2060 das Niveau erreicht wird, das vor den 1980er-Jahren gemessen wurde.

Bis dahin könne es jederzeit passieren, dass das Ozonloch auch Mitteleuropa erreicht. Vom heurigen Abbau betroffen waren etwa Kanada, Skandinavien und Asien. Derzeit sei etwa in Russland mit erhöhten UV-Belastungen zu rechnen.

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