Weil Behörden versagen
Auf Friedhof in Palermo stapeln sich 800 Särge
Auf dem Friedhof Santa Maria dei Rotoli, dem größten Friedhof der Stadt Palermo auf Sizilien, stapeln sich derzeit mehr als 800 Särge. Gründe dafür sind Behördenversagen und eine höhere Zahl von Sterbefällen infolge der Coronavirus-Pandemie. Eine Besserung der Situation ist vorerst nicht in Sicht - viele Angehörige und Trauernde fühlen sich gedemütigt.
Wann die mehr als 800 Toten beigesetzt werden, ist unklar, denn bereits seit Längerem herrscht auf dem Friedhof der Ausnahmezustand. Oft dauert es Monate, bis eine Beerdigung schließlich stattfinden kann. Die Särge stapeln sich in einem Lagerraum, lagern in zwei Zelten oder stehen überhaupt völlig ungeschützt im Freien.
Angehörige der Toten berichten davon, über andere Särge klettern zu müssen, um an die Särge ihrer Lieben gelangen zu können. „Es gibt einige Särge, die denen meines Vaters ähnlich sind, die einen schlechten Geruch verströmen und sich öffnen“, erzählt ein Mann aus Palermo, der gekommen ist, um Blumen auf dem Sarg seines Vaters zu hinterlassen.
„Es ist eine unerträgliche Demütigung“
„Es ist wirklich deprimierend, die Leichen in diesen prekären Bedingungen, unter der Sonne, dem Regen und Wind ausgesetzt, liegen zu sehen. Es ist wirklich eine unerträgliche Demütigung, vor allem für die Familien, die hierherkommen und ihre Angehörigen nicht ehren können“, beklagt Giuseppe Catalanov (Bild unten), der seinen Schwager bislang nicht beerdigen konnte, die desaströse Situation.
Die Gründe für den Bestattungsstau: Zum einen Behördenversagen. Der anno 1837 eröffnete Friedhof wurde nicht ausgebaut, obwohl bereits seit Jahren ein Bedarf an mehr Gräbern besteht. Weil durch Covid-19 zudem deutlich mehr Menschen starben, hat sich die Situation noch einmal verschärft. Die Toten zu verbrennen, ist auch keine Option, denn das alte Krematorium ist seit mehr als einem Jahr außer Betrieb und das neue wegen Planungsfehlern noch nicht in Betrieb.
Bischof: „Palermo braucht neue Friedhöfe“
„Palermo braucht neue Friedhöfe, auf denen wir unsere Toten begraben oder einäschern können, um sie in Würde zu bewahren, sie zu besuchen und ihrer zu gedenken. Keine gestapelten Särge mehr“, erklärte der Erzbischof der Inselhauptstadt, Corrado Lorefice, am Allerseelentag in seiner Predigt.
„Der Friedhof wurde vor 200 Jahren gebaut und ist langsam gewachsen“, sagt Stadtrat Igor Gelarda. Inzwischen sei er aber zu klein. Einen neuen Friedhof, von dem seit 20 Jahren gesprochen werde, habe man aber wegen fehlender Planung und Finanzierung bis jetzt nicht gebaut, beklagt der Politiker.
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