Eine Studie der Wiener Wirtschaftsuniversität zeigt, dass der Zivildienst ein enormer wirtschaftlicher Erfolgsfaktor ist. Knapp 680 Millionen Euro beträgt der finanzielle Mehrwert. Aber: Die Entlohnung ist für viele nicht ausreichend.
Der Zivildienst ist ein Erfolgsmodell. Nicht nur, weil die vielen Helfer täglich dazu beitragen, dass Leben gerettet, dass pflegebedürftige Menschen betreut, dass Kranke versorgt, dass Aslywerber unterstützt werden, dass die KZ-Gedenkstätte Mauthausen genügend Personal hat und und und. Die Liste der Arbeiten, die Zivildiener verrichten, ließe sich noch lange fortsetzen. Eine aktuelle Studie der Wirtschaftsuniversität Wien zeigt nun, dass der Zivildienst auch ein enormer wirtschaftlicher Erfolgsfaktor ist.
Demnach entsteht ein finanzieller Mehrwert in der Höhe von knapp 680 Millionen Euro. Vor allem im Bereich der Ehrenamtlichen müsste massiv Personal eingestellt werden, gäbe es die Zivildiener nicht. Gemäß der Studie bleiben mehr als 4400 junge Männer pro Jahrgang zumindest ein Jahr danach den Organisationen erhalten, in denen sie davor gedient haben. Nach zehn Jahren sind immer noch 18 Prozent ehrenamtlich tätig. In zehn Jahren würden in Summe etwa 4,3 Millionen Stunden geleistet, berichtet Studienleiter Christian Grünhaus.
Der Zivildienst bringt den Menschen ökonomisch und sozial positive Wirkungen und zahlt sich gesellschaftlich gesehen mit Gewissheit aus.
Studienleiter Christian Grünhaus
Aktuell verrichten rund 14.000 junge Männer pro Jahr Zivildienst. Der Anteil jener, die sich danach weiterverpflichten, hat sich im Vergleich zu einer Studie von vor zehn Jahren um 4,5 Prozent erhöht. Neben dem wirtschaftlichen Faktor zeigt die Studie auch soziale Vorteile des Zivildienstes auf. Mehr als 70 Prozent gaben an, durch den Zivildienst soziale Kompetenzen entwickelt zu haben.
So vielen Jubelmeldungen steht dann aber doch ein Wermutstropfen gegenüber, und das ist der für alle Betroffenen doch auch sehr wichtige Komplex der Bezahlung. Ein Drittel der Zivildiener kommt mit der Entlohnung nicht aus und ist auf Unterstützung, etwa durch die Eltern, angewiesen. Und die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) denkt nicht daran, die Zivildienstzeit (neun Monate) an die kürzere Einsatzzeit von Wehrdienern (sechs Monate) anzugleichen.
Zivildiener des Jahres
Ob als Pflegehelfer in den verschiedensten Stationen von Altersheimen, als Chauffeure im Fahrtenservice für betagte Menschen oder als stressresistente Mitarbeiter in der Zentrale eines Rettungsdienstes am Notruftelefon - alleine diese drei Positionen werden von Vorarlberg bis Burgenland gerne von Zivildienern besetzt. Doch auch viele andere Tätigkeiten gab es im Vorjahr für rund 14.000 ordentliche und im Rahmen der Pandemiebekämpfung zusätzliche 4500 außerordentliche Zivildiener, die im Jahr 2020 statt des Bundesheeres für Österreich im Einsatz waren. Erst im Oktober wurden die Zivildiener des Jahres 2020 quer durch alle Bundesländer ausgezeichnet.
Der Bundessieger, der aus 100 Aussendungen von der Zivildienstagentur auserkoren wurde, kommt aus Vorarlberg und heißt Sebastian Jehle. Der Zivildiener des Jahres aus Wien heißt Rey Gavadan. Er war in Verein GIN „Gemeinwesenintegration und Normalisierung“ im 20. Wiener Gemeindebezirk tätig. GIN kümmert sich um Menschen mit intellektueller oder mehrfacher Behinderung in Wohngemeinschaften, Trainingswohnungen und in der eigenen Wohnung.
Warum hat sich Gavadan für diesen Weg entschieden? „Ich habe mich für den Zivildienst entschieden, da ich strikt gegen Gewalt bin und nie eine Waffe in Händen tragen will. Stattdessen wollte ich etwas für die Gesellschaft machen und habe jetzt eine ganz neue Welt kennen lernen dürfen!“ Nachsatz: „Die neuen Anblicke und Erfahrungen haben mich geprägt und jetzt schätze ich mein Leben umso mehr.“
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