„Sofort etwas machen“

Drosten rechnet mit weiterem hartem Corona-Winter

Ausland
10.11.2021 08:28

Der deutsche Virologe Christian Drosten erwartet einmal mehr „einen sehr anstrengenden Winter“ und hält auch neue Kontaktbeschränkungen für denkbar. „Wir haben jetzt im Moment eine echte Notfallsituation“, so der Leiter der Virologie in der Berliner Charité angesichts der Lage auf den Intensivstationen in Deutschland. „Wir müssen jetzt sofort etwas machen.“

Dabei müsse man auch Maßnahmen diskutieren, „die wir eigentlich hofften, hinter uns zu haben“, sagte Drosten am Mittwoch im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“. „Wir müssen also jetzt die Infektionstätigkeit durch Kontaktmaßnahmen wahrscheinlich wieder kontrollieren - nicht wahrscheinlich, sondern sicher.“ Er schränkte allerdings auch ein, dass es juristisch schwer sein könnte, breite allgemeine Kontaktmaßnahmen durchzusetzen.

Christian Drosten ist Experte für Coronaviren. (Bild: APA/AFP/Pool/Michael Kappeler)
Christian Drosten ist Experte für Coronaviren.

Booster wirkt, aber nicht so schnell
„Man könnte statt auf Kontaktbegrenzungen auf die Boosterimpfungen setzen“, sagte Drosten. „Das ist etwas, woran ich auch wirklich glaube.“ Allerdings gehe das nicht so schnell. Zuerst müsse man die Ältesten zum dritten Mal impfen, um Todesfälle zu verhindern. Bei jüngeren Menschen sei der Booster „ein Rettungsanker für den Übertragungsschutz“. Langfristig müsse das „ideelle Ziel“ sein: „eine dreifach komplett durchgeimpfte Bevölkerung“.

3G nicht ausreichend, um Zahlen zu drücken
3G - also Zugang für Geimpfte, Genesene und Getestete - reicht nach Drostens Einschätzung nicht aus, um die Zahl der Infektionen ausreichend zu reduzieren. Der Merksatz laute: „Testung schützt vor Ansteckung nicht.“ Wer nicht geimpft sei und mit einem negativen Test zu einer Veranstaltung oder in die Arbeit gehe, könne sich dort anstecken, weil auch Geimpfte das Virus weitergeben können.

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Testung schützt vor Ansteckung nicht.

Virologe Christian Drosten

2G schließe zwar die „Hintertür“ der Testmöglichkeit, habe aber den Nachteil, dass sich die Kontakte ins Private verlagerten. Da auch Geimpfte den Erreger weitergeben können, „wird das Virus zu denen einfach nach Hause kommen“.

Bevölkerung den Ernst der Lage klarmachen
Man müsse der Bevölkerung klarmachen, „dass es sehr ernst ist im Moment“, sagte Drosten. „Wir sind in einer schlechten Situation: Wir haben 15 Millionen Leute, die eigentlich geimpft sein könnten und die geimpft sein müssten.“ Der Weg aus der Pandemie sei klar: „Wir müssen die Impflücken schließen.“

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