„Wir müssen uns eingestehen, dass uns die Pandemie nach wie vor noch im Griff hat“, sagte der Virologe Andreas Bergthaler im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung von APA-Science am Dienstagabend. Das aktuelle Geschehen sei eine Art „Deja vu“ zum Vorjahr mit „unterschiedlichen Vorzeichen“. Seitens der Politik gelte aber auch diesmal, dass man sich zwar mit dem Löschen akuter „Brände“ beschäftigt, die Kapazitäten für mittel- und längerfristiges Denken aber scheinbar fehlen.
Trotz all der Hochstimmung in den vergangenen beiden Sommern sei klar gewesen, dass Covid-19 als Atemwegserkrankung im Herbst wieder zurückkommt. Heuer hatte man die Hoffnung, dass das Comeback durch die Impfungen möglichst stark gebremst wird. Offensichtlich reiche die Durchimpfungsrate in Österreich dazu aber eben noch nicht aus. „Das Problem ist alles andere als erledigt“, so der Wissenschaftler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
„An kommende Wellen denken“
Wieder dreht sich logischerweise nun alles um die akuten Fragen nach dem Drücken der aktuellen Infektionszahlen, möglichen Lockdowns und möglicher neue Wörter dafür. Das sei leider nicht nur in Österreich so. „Aber eigentlich müssten wir uns jetzt Gedanken machen, wie wir mit unter Umständen zu erwartenden Wellen im Jänner, Februar oder März umgehen“, so Bergthaler bei der Veranstaltung unter dem Titel „Forschung im Rampenlicht - und jetzt?“.
Darüber hinaus brauche es die Auseinandersetzung damit, was passiert, wenn zwar die Impfungen und Behandlungen Fortschritte machen, das Virus sich aber ebenso weiterentwickelt. Hier müsse man auch in Richtung und über den Sommer 2022 hinaus denken, so der Forscher, der die Variantenentwicklung des SARS-CoV-2-Virus seit Beginn des vergangenen Jahres intensiv verfolgt.
Experte lobt Stadt Wien
Er habe den Eindruck, „dass da sehr wenig in die Zukunft gewandt passiert“. Das wäre aber gerade jetzt umso wichtiger. So sollte es politisch opportun werden, schon in der warmen Jahreszeit Maßnahmen zu setzen, um dann später in einer besseren epidemiologischen Position zu sein. Diese Aufgabe habe zum Beispiel die Stadt Wien heuer im Sommer trotz niedriger Zahlen „erstaunlich gut gemeistert“, so Bergthaler. Hier habe zumindest der Grundgedanke, dass die Pandemie „noch nicht vorbei ist“ präventiv offenbar etwas bewirkt.
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