Steht man in der Früh auf und sagt sich: Heute bin ich mal korrupt? Nein. „In korrupte Machenschaften wächst oder schlittert man hinein, manchmal wird man auch hineingezogen“, sagt der international renommierte Antikorruptions-Experte Martin Kreutner. „Und oft verlieren die Täter das Gespür dafür, wo sie sich bereits befinden.“
In der von meiner Kollegin Barbara Winkler nach monatelanger Recherche aufgedeckten Affäre um UVP-Verfahren zu steirischen Großprojekten gibt es Hinweise, dass dies im Fall der vier Tatverdächtigen auch so gewesen sein könnte: langsam in die grausliche Grauzone zwischen Freunderlwirtschaft und Strafgesetzbuch hineingeglitten. Die Justiz wird dies aufklären, bis dahin gilt fürs UVP-Quartett die Unschuldsvermutung.
Warum ist der Österreicher, so sagt es die Kriminalitäts-Statistik, korrupter als der EU-Durchschnittsbürger? Auch, weil die Kleinkorruption hierzulande gesellschaftlich nicht verpönt ist, sondern im Gegenteil augenzwinkernd Teil unserer folkloristischen DNA zu sein scheint. Weil viele von uns Freunde der Freunderlwirtschaft sind.
Doch die selbst mitunter von Bundeskanzlern gepflegte Freunderlwirtschaft ist nichts anderes als kriminell: strafrechtlich ebenso wie moralisch.
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