U2 überrollt Bub (12)

„Smartphone-Zombies“ sind große Gefahr im Verkehr

Wohnen & Verkehr
10.11.2021 19:00

Ein Zwölfjähriger stürzte Dienstag auf die U2-Gleise in der Wiener Seestadt. Grund: Der Bursch hatte nur Augen für sein Handy. Im Verkehr bringen uns die digitalen Begleiter in große Gefahr.

Gleich vorweg: Der Jugendliche hatte bei dem Unfall unwahrscheinliches Glück. Denn obwohl just in dem Moment, als der Zwölfjährige vom Bahnsteig auf die Gleise fiel, eine U2-Garnitur in die Station einfuhr, halten sich die gesundheitlichen Folgen für den Burschen wahrscheinlich in Grenzen. Zwar erlitt er schwere Verletzungen an den Beinen, doch die Räder des tonnenschweren Gefährts verfehlten ihn um Zentimeter. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn er wirklich überrollt worden wäre. 

In der U2-Station Seestadt kam es zu dem folgenschweren Unfall. (Bild: Gerhard Bartel)
In der U2-Station Seestadt kam es zu dem folgenschweren Unfall.

„Smombies“-Phänomen
Das Phänomen des „Smombies“ - einer Wortkreation aus den Begriffen Smartphone und Zombie - ist auch bei uns in Wien alles andere als neu. Es beschreibt im allgemeinen Menschen, die durch den Blick auf ihr Mobiltelefon derart abgelenkt sind, dass sie ihr Umfeld nicht mehr wahrnehmen. Im Jahr 2019 kam es in Wien deswegen zu einer ganzen Reihe an Zwischenfällen.

In Floridsdorf wurde ein damals 15-Jähriger mit Handy und Kopfhörern von einer Straßenbahn erfasst und ebenso schwer verletzt wie ein vierjähriges Kind in Favoriten. Die kleine Buspassagierin stürzte, als der Fahrer wegen eines abgelenkten Unbekannten notbremsen musste. Auch am Praterstern stürzte ein Jugendlicher auf die Gleise, während eine Frau in der Seestadt gegen einen autonom fahrenden Bus lief.

Schockierende Studie zu Smartphone-Ablenkung
Dass man die Gefahr, die von Smartphones im Verkehr ausgeht, nicht unterschätzen sollte, zeigt eine ÖAMTC-Studie aus dem Vorjahr. Demnach wären laut Psychologin Marion Seidenberger neun von zehn Autolenkern gegen ein plötzlich auftauchendes Hindernis geprallt. Ihre Blicke waren vom Geschehen abgewandt, einige Probanden gerieten gar in den Gegenverkehr.

Verkehrspsychologin Marion Seidenberger warnt vor dem Dauerblick aufs Smartphone. (Bild: ÖAMTC)
Verkehrspsychologin Marion Seidenberger warnt vor dem Dauerblick aufs Smartphone.
Zitat Icon

Das Risikobewusstsein für die Problematik ist leider noch immer nicht ausreichend geprägt.

Marion Seidenberger, ÖAMTC-Verkehrspsychologin

Auch bei den E-Scootern liest sich die Bilanz ernüchternd. Jeder siebente Getestete verlor die Kontrolle über sein Gefährt. Kaum einer hielt das Tempo ein, hielt an Stoppzeichen oder zeigte mit der Hand einen Richtungswechsel an. Zwar wurden keine Fußgänger getestet, doch führt auch zu Fuß die Kombi aus Smartphone und Kopfhörern zu erheblichen Gefahren. Laut Seidenberger geht die Ablenkung durch den Dauerblick auf das Smartphone auf Kosten der Reaktionszeit. Verkehrsteilnehmer bräuchten viel mehr Geh-  und Fahrfläche, Vorschriften würden nicht mehr eingehalten werden können. 

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