„Falsches Narrativ“

Drosten: „Keine Pandemie der Ungeimpften“

Ausland
11.11.2021 13:17

US-Präsident Joe Biden hat dieses Bild geprägt. Zahlreiche andere Politiker sind ihm gefolgt. Auch Österreichs Bundeskanzler Alexander Schallenberg hat angesichts des weiterhin tobenden Coronavirus von einer „Pandemie der Ungeimpften“ gesprochen. Doch dem widerspricht nun der deutsche Top-Virologe Christian Drosten. Er hält dieses Narrativ für „vollkommen falsch“.

Dass in Deutschland und auch in anderen europäischen Ländern die Corona-Zahlen wieder durch die Decke gehen, dazu „tragen alle bei - auch die Geimpften, wenn auch etwas geringer“. Grund dafür sei die Delta-Variante, die sich trotz Impfung verbreite, meint Drosten in einem Interview mit der Wochenzeitung „Zeit“. Viele Menschen in den relevanten Altersgruppen „verlieren jetzt allmählich ihren Verbreitungsschutz, und sie werden immer mehr“.

(Bild: AP)

In einem Podcast für den Sender NDR meinte der Leiter der Virologischen Abteilung an der Berliner Charité am Mittwoch, dass man jetzt eine „echte Notfallsituation“ habe. Man müsse „sofort etwas machen“, dabei auch Maßnahmen diskutieren, „die wir eigentlich hofften, hinter uns zu haben“, so Drosten weiter.

Virologe Christian Drosten schließt erneute Ausgangsbeschränkungen als Wellenbrecher nicht aus. (Bild: EPA)
Virologe Christian Drosten schließt erneute Ausgangsbeschränkungen als Wellenbrecher nicht aus.

Bei 2G „verlagern sich Kontakte ins Private“
3G - also Zugang für Geimpfte, Genesene und Getestete - reicht nach Drostens Einschätzung nicht aus, um die Zahl der Infektionen ausreichend zu reduzieren. Der Merksatz laute: „Testung schützt vor Ansteckung nicht.“ Wer nicht geimpft sei und mit einem negativen Test zu einer Veranstaltung oder zur Arbeit gehe, könne sich dort anstecken, weil auch Geimpfte das Virus weitergeben können. 2G schließe zwar die „Hintertür“ der Testmöglichkeit, habe aber den Nachteil, dass sich die Kontakte ins Private verlagern. Da auch Geimpfte den Erreger weitergeben können, „wird das Virus zu denen einfach nach Hause kommen“. Aus diesem Grund könnten bald auch Kontaktbeschränkungen wieder notwendig werden.

Eine Teststation in Berlin (Bild: APA/AFP/Tobias SCHWARZ)
Eine Teststation in Berlin

Wegen der sich verschärfenden Corona-Situation sind auch die Verhandler der künftigen Ampelkoalition unter Druck bzw. Beschuss geraten. Führende Politiker der CDU/CSU werfen SPD, Grüne und FDP unzureichende Reaktionen vor. Für den stellvertretenden Unionsfraktionsvorsitzenden Thorsten Frei reichen die Corona-Pläne angesichts der teilweise drastisch steigenden Zahlen nicht. „Jedenfalls brauchen wir mehr als das, was die Ampel vorsieht“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag im ARD-„Morgenmagazin“.

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