Die Anklageschrift gegen den früheren „Mr. Stadtplanung“ von Wien, Christoph Chorherr, und neun teils prominente Bauherren hat es in sich. Es geht um Millionenspenden und mutmaßliche Korruption.
Konnte man in Wien Widmungen für lukrative Großprojekte kaufen? Durch ein Geldspende an einen Verein von Christoph Chorherr, dem früheren „Mr. Stadtplanung“?
Das glaubt zumindest die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Die Behörde hat vier Jahre ermittelt und erhebt jetzt, wie berichtet, Anklage.
Der „Krone“ liegt der 55-seitige Akt vor. Sollten die Vorwürfe stimmen, ist die halbe Wiener Immo-Schickeria darin verwickelt. Die Promis haben Grund zu Zittern. Amtsmissbrauch, Bestechung bzw. Bestechlichkeit - die ihnen vom Staatsanwalt zur Last gelegten Taten können bis zu zehn Jahre Haft einbringen.
Diese Beschuldigten stehen in der Anklageschrift und für welche Bauvorhaben Geld geflossen sein soll – für alle gilt die Unschuldsvermutung:
Zurück zu Chorherr: Der Ex-Grüne ist aus der Politik ausgeschieden und Bäcker geworden. Zuvor saß der er lange Zeit für die „Ökos“ im Gemeinderat. Mit dem Regierungseintritt 2010 mutierte er zum Strippenzieher in Widmungsfragen.
Chorherr will sämtliche Punkte vor Gericht entkräften. Auch alle anderen Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe.
Heumarkt brachte Wiener Grüne an Rand der Parteispaltung
In der Causa Chorherr taucht immer wieder der Heumarkt-Turm in Verbindung mit hohen Spendenzahlungen auf. Die UNESCO meldete an, Wien könnte das Welterbe-Prädikat verlieren.
Die Grünen unter Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou stürzte das Projekt in eine schwere Krise - bis an den Rand der Parteispaltung. Die Anklage rückt das Verhalten der damals Handelnden in ein neues Licht und wirft Fragen auf.
55 Seiten umfasst die Anklageschrift gegen Christoph Chorherr und neun teilweise prominente Immobilien-Magnaten.
Rückblick ins Jahr 2017: Die grüne Parteibasis votiert in einer Abstimmung gegen den Turm, für den Vassilakou klar geworben hatte. In der alles entscheidenden Gemeinderatssitzung stimmen dann aber fast alle grünen Mandatare für das Bauvorhaben. Und stellen sich damit gegen den eigenen Parteibeschluss. Das Projekt erhält die erforderliche Mehrheit und wird abgesegnet (später zog die SPÖ die Reißleine).
Warum hat der Rathausklub die eigenen Leute eiskalt ausgebootet? Aus Koalitionsräson mit der Häupl-SPÖ? Fakt ist: Chorherr war damals die graue Eminenz der Wiener Stadtplanung, ein Machtfaktor im Biotop der Rathaus-Ökos - und glühender Verfechter des Bauvorhabens.
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