Gefälschte Tests, Impfpässe, QR-Codes - seit den 2G-Maßnahmen herrscht Hochbetrieb am „Corona-Schwarzmarkt“. Heimische Topermittler sind den dreisten Impfbetrügern auf der Spur.
Spätestens seit den österreichweiten 2G-Verschärfungen haben die Ermittler des Referats Dokumentenfälschung im heimischen Bundeskriminalamt (BK) wieder alle Hände voll zu tun. Hatte man bis vor Kurzem noch hauptsächlich mit selbst verfälschten PCR-Test-Nachweisen zu kämpfen – vor allem während der Reisezeit –, machen dreiste Kriminelle dank der strengeren Zutrittsregelungen und drohenden Lockdowns für Ungeimpfte jetzt das große Geschäft: Die Nachfrage nach gefälschten Impfpässen bzw. -zertifikaten ist so groß wie noch nie, wie Top-Ermittler Markus Angerer der „Krone“ bestätigt - siehe auch Interview unten.
Und dafür sind die strikten Impfverweigerer sogar bereit, tief in ihre Taschen zu greifen: Rund 300 Dollar, umgerechnet also rund 262 Euro, muss man für ein gefälschtes Impfdokument hinblättern – meist in Form der Internetwährung Bitcoin. Die Bestellung an sich geht relativ einfach über die Bühne – dafür sei es nicht einmal notwendig, sich auf den berüchtigten Darknet-Seiten zu bewegen.
QR-Codes als heiße, illegale Handelsware
„Mittlerweile muss man nur ein wenig googeln“, weiß Angerer. Ist der Kontakt zum Fälscher hergestellt, könne man sich bei den meisten Anbietern sogar aussuchen, in welcher Region sich die vermeintliche Zertifizierungsstelle befinden soll. Die „amtlichen“ Stempel stellen ohnehin kein Problem für Fälscher dar. Wenige Tage später bereits wird frei Haus geliefert. Aber auch der digitale Grüne Pass ist mittlerweile heiß begehrt am Schwarzmarkt. Was bei Kontrollen ein Problem darstellt: „Die digital nachgebauten QR-Codes werden von Scannern nicht als Fälschungen erkannt.“
Also lautet die Devise der Ermittler: Man muss das Problem an den Wurzeln packen, sprich: den Fälschern über Undercover-Ermittlungen im Internet auf die Spur kommen und sie aus dem Verkehr ziehen. In einem aktuell laufenden Ermittlungsverfahren bediente sich der verdächtige Code-Fälscher bei einer ausländischen Zertifizierungsstelle. Ob er sich ins Computersystem hackte oder einen Helfer vor Ort hatte, ist noch unklar.
Klar ist hingegen: „Wer sich mit Fälschungen ausweist, macht sich der Dokumentenfälschung und gegebenenfalls auch der fahrlässigen Gemeingefährdung strafbar“, so BK-Vizedirektor Manuel Scherscher.
Hunderte Fälschungen sichergestellt
Anfang der Woche hat das Innenministerium eine „Aktion scharf“ und massive Kontrollen der Polizei und der Gesundheitsbehörden angekündigt. Dabei wird nicht nur der Impfpass oder der Nachweis von Genesenen unter die Lupe genommen, sondern auch der dazu passende Lichtbildausweis. Ein Faktor, der in Wirtshäusern, Kinos oder beim Friseur oft vernachlässigt wird.
Verstößt man mit gefälschten Dokumenten - sei es nun ein gelber Impfpass oder ein Corona-Zertifikat - gegen die aktuell geltende 2G-Regel, drohen nach dem Strafgesetzbuch (StGB) folgende Bußen:
Schon vor den jüngsten Verschärfungen - von März bis Ende Oktober - flogen österreichweit knapp 500 gefälschte Zertifikate auf, bestätigte Anfang dieser Woche der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, und warnte vor den Konsequenzen. Aber mit Kontrollen ist das so eine Sache: Man nimmt sie kaum wahr, bevor man nicht selbst hineinschlittert. Durch den erhöhten Kontrolldruck soll vermittelt werden: Es kann jeden jederzeit und überall treffen.
„Wir gehen auf digitale Streife“
„Krone“: Herr Angerer, wenn Scanner nachgebaute QR-Codes nicht entlarven - wie sollen Lokalbesitzer oder Beamte die Fälschungen erkennen?
Markus Angerer: Das ist bei Kontrollen vor Ort, auf die Schnelle und ohne Hintergrundrecherchen, fast unmöglich. Daher müssen wir auch die Fälscher und Händler aus dem Verkehr ziehen.
Wie kommen Sie den Fälschern auf die Spur?
Wir gehen sozusagen auf digitale Streife, ermitteln undercover im Internet und versuchen an die Anbieter heranzukommen. Parallel stoßen wir aber auch immer öfter im Zuge anderer Ermittlungen auf Verdächtige.
Reden wir hier von organisierten Banden?
Das können wir derzeit noch nicht klar definieren. Aber im Moment sieht es eher danach aus, als würden sich Einzelpersonen aus dem deutschsprachigen Raum die Situation zunutze machen.
Und verdienen damit das große Geld?
In einem jüngsten Fall hat der Verdächtige mit dem illegalen Handel nachweislich einen Gewinn im sechsstelligen Bereich gemacht - also ja. Weltweit betrachtet, kann man sicher von einem Millionengeschäft sprechen.
Und deren Kunden gehen straffrei aus?
Wenn wir einen Fälscher erwischen, setzen wir alles daran, auch deren Kunden auszuforschen. Soll heißen: Irgendwann stehen wir auch vor deren Türen!
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