Schummeleien

Klimagipfel steht auf Messers Schneide

Ausland
12.11.2021 06:00

Trotz des Öko-Bündnisses der USA mit China steht der Klimagipfel vor dem Scheitern! Denn dieser ist mit Schummeleien gespickt. 

„China, Indien, Südafrika und Brasilien blockieren ein schnelles Ende von Steuergeldförderungen für fossile Energien – und das, obwohl mittlerweile wirklich alle wissen, dass diese Brennstoffe die Klimakrise direkt verursachen. Unternehmen und Staaten versuchen außerdem, mit Rechentricks CO2-Neutralität vorzutäuschen“, kritisiert der grüne EU-Mandatar Thomas Waitz.

(Bild: APA/AFP/Paul ELLIS)

Der Europa-Chef der Ökopartei hat ein besonders skandalös-skurriles Beispiel parat: Durch sogenanntes Offsetting, also Kompensationen wie etwa Baumpflanzungen, soll der CO2-Ausstoß wiedergutgemacht werden. Alleine der Erdölkonzern Shell müsste dafür dreimal die Fläche der Niederlande mit Bäumen bepflanzen, um seinen Ausstoß zu kompensieren.

Hoffnung in Schottland stirbt zuletzt
Dazu trägt jener Öko-Überraschungs-Coup bei, den der US-Sonderbeauftragte John Kerry verkündete. Man werde ab sofort mit China die Klimakrise bekämpfen. Schon am Montag soll ein virtuelles Treffen der Präsidenten Biden und Xi Jinping stattfinden.

Dieser Deal kann über das Stocken der Gespräche nicht hinwegtäuschen. Denn es steht fest, dass der Gipfel in unbestimmte Verlängerung gehen wird. Neben UNO-General António Guterres wirft auch Österreichs Umweltministerin Leonore Gewessler alles in die Waagschale. Sie leitet für die EU entscheidende „Emissions“-Verhandlungen.

Das niederschmetternde Vorort-Urteil der Aktivisten Johannes Wahlmüller (GLOBAL 2000), Jasmin Duregger (Greenpeace) und Martin Krenn (Österreichische Bischofskonferenz): „Bisherige Ankündigungen sind nicht bindend ...“

Nur eine von vielen Klimaprotestaktionen in Glasgow. (Bild: ADEK BERRY / AFP)
Nur eine von vielen Klimaprotestaktionen in Glasgow.

„Krone“-Interview: „Kernenergie geht nur mit staatlicher Unterstützung“
Der Klimawissenschafter Mathias Rotach ist Professer für Atmosphärische Dynamik und Meteorologie an der Uni Innsbruck.

„Krone“: Ist Kernkraft eine geeignete Alternative zur Bekämpfung der Erderhitzung?
Mathias Rotach: Um die Klimakrise zu stoppen, muss man jeden Strohhalm ergreifen. Ich habe als Klimaforscher ein Interesse daran, jede Alternative zu prüfen: Bei jeder alternativen Energieform muss man schauen, ob sie geeignet ist, um die Effekte der Verbrennung der fossilen Brennstoffe zu ersetzen. Bei der Atomkraft fällt diese Prüfung negativ aus. Ich halte sie für absolut ungeeignet als Alternative.

Befürworter der Kernenergie wenden ein, dass sie im Gegensatz zu Sonne und Wind eine stabile Energiequelle ist, die man auch aus- und einschalten kann. 
Es stimmt, Wind und Sonne sind keine stabilen Energiequellen. Stabil sind mit fossilen Brennstoffen befeuerte Kraftwerke ober eben Atomstrom, es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, die instabilen Quellen stabiler zu machen.

Warum setzen dann andere Länder auf Atomenergie?
Eigentlich ist Kernenergie ökonomisch nicht sinnvoll. Sie funktioniert nur mit staatlicher Unterstützung. Wenn sie zur staatlichen Energiestrategie gehört, können die Produzenten damit rechnen, dass der Staat die nicht gegebene Rentabilität mit Subventionen aufwiegt. Dann ist es extrem attraktiv, eine Anlage zu bauen - damit habe ich eine Geldmaschine aufgestellt, weil es ist garantiert, dass ich den Strom verkaufen kann. Ich denke, das ist der Grund, warum manche Produzenten auf Kernenergie setzen.

Wie realistisch schätzen Sie die Chancen ein, dass Österreichs Strategie, bis 2030 die Energiewende zu schaffen, aufgeht?
Österreichs Strategie schätze ich als guten Weg ein. Das kann funktionieren. Ob und wie gut, hängt davon ab, ob man es schafft, den Strom aus alternativen Energieträgern zu speichern.

Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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