Mit Ivermectin haben Corona-Impfskeptiker ein angeblich wirksames Mittel gegen Covid-19 auserkoren. In diversen dubiosen Telegram-Gruppen wird dazu aufgerufen, das als Pferde-Entwurmungsmittel eingesetzte Präparat in die Hausapotheke aufzunehmen, um bei einer Infektion mit dem Coronavirus gewappnet zu sein. Der Hersteller selbst warnt jedoch vor einer missbräuchlichen Verwendung bei Covid-19.
FPÖ-Chef Herbert Kickl pries das Medikament bereits mehrfach als wirksam an, Apotheken vermelden eine steigende Nachfrage nach Ivermectin und teilweise wird auch versucht, die Arznei illegal zu importieren. Der US-Pharmakonzern Merck (in Österreich als MSD bekannt) hat in der Diskussion eine klare Warnung parat.
„Keine wissenschaftliche Grundlage“
Die Wissenschaftler des Unternehmens seien weiterhin dabei, die Ergebnisse zu laufenden Studien des Einsatzes von Ivermectin in Zusammenhang mit Covid-19 zu prüfen, erklärte Merck auf seiner Website. Es sei jedoch wichtig zu betonen, dass die präklinischen Studien bislang „keine wissenschaftliche Grundlage für eine potenziell therapeutische Wirkung gegen Covid-19“ darstellen würden.
Zahlreiche Nebenwirkungen
Merck betont in dem Zusammenhang auch die Risiken bei der Einnahme: So könne es etwa zu schweren unerwünschten Reaktionen kommen. Die Rede ist dabei etwa von Ödemen (Geschwulsten), in manchen Fällen könne aber sogar eine schwere bis tödliche Enzephalopathie (Schädigung der Gehirnfunktion) auftreten.
Die Liste der möglichen Reaktionen ist dabei lang: Schmerzen (einschließlich Nacken- und Rückenschmerzen), rote Augen, Bindehautblutungen, Dyspnoe (Atembeschwerden), Harn- und/oder Stuhlinkontinenz, Schwierigkeiten beim Stehen/Gehen, Veränderungen des mentalen Status, Verwirrung, Lethargie, Stupor, Krampfanfälle oder Koma.
Ivermectin ist ein günstiges Entwurmungsmittel. Es wird seit 30 Jahren auf der ganzen Welt eingesetzt. Sowohl bei Menschen wie auch bei Tieren. Im Zuge der Corona-Krise haben aber auch Ärzte in Entwicklungsländern gute Erfahrungen damit gemacht. In Indien berichten sie etwa, dass die Genesungsrate stark zugenommen habe, nachdem das Mittel zur Prophylaxe und Behandlung von Covid-19 eingesetzt worden ist. Der Einsatz ist aber höchst umstritten - die WHO empfiehlt daher, es vorläufig nur in klinischen Studien anzuwenden.
Weiters sollte Ivermectin nicht während einer Schwangerschaft angewendet werden, da die Sicherheit des Medikaments dabei nicht nachgewiesen ist. In geringen Konzentrationen wird es zudem in die Muttermilch ausgeschieden.
„Ihr seid keine Pferde. Hört auf damit“
„Ihr seid keine Pferde. Hört auf damit!“, warnte die US-Arzneibehörde (FDA) schon vor Monaten all jene, die Ivermectin als das absolute Wundermittel anpriesen. Zudem schreibt die FDA, dass Ivermectin für Tiere anders dosiert sei als für Menschen. Und auch Tierärzte warnen vor der Einnahme: So sei nicht nur die Wirkung bei Mensch und Tier verschieden, sondern auch unter unterschiedlichen Tierarten.
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