Wie hervorragend das Zusammenspiel sämtlicher Einsatzkräfte funktioniert, wurde am Freitag bei der großen Blackout-Übung „ENERGIE 21“ am Fuße des Patscherkofels nahe Innsbruck demonstriert.
Das Stromnetz in Tirol ist zusammengebrochen! Diesen Ernstfall, das gefürchtete Blackout, probten alle Tiroler Einsatzorganisationen – von den Feuerwehren über das Rote Kreuz, der Polizei und der Bergrettung bis zum Bundesheer. Sie hatten prominente Zuschauer: Bundeskanzler Alexander Schallenberg wohnte neben Tirols Landeshauptmann Günther Platter und Sicherheitslandesrat Josef Geisler der großen Übung bei.
Es galt zunächst eine zerstörte Übertragungsleitung wiederherzustellen. Dabei war Teamwork zwischen der Besatzung eines S-70-Black-Hawk-Hubschraubers des Heeres und Monteuren des Tiroler Netzbetreibers Tinetz erforderlich.
Tonnenschwerer Masten aus der Luft eingesetzt
Der Hubschrauber mit seiner vier Mann starken Besatzung kam aus Vomp angeflogen. Am Tau transportierte die Maschine ein Ersatzgestänge zu einem bereits vorbereiteten Fundament, wo die Monteure den 25 Meter großen Ersatzmasten fixierten. Föhn erschwerte die Millimeterarbeit mit dem tonnenschweren Koloss zum Glück nicht, denn solche Lastenflüge gehören nicht zum täglichen „Brot“ der Heerespiloten. Die Tinetz verfügt übrigens über so viele Ersatzgestänge, dass damit eine rund 2,5 Kilometer lange Stromleitung errichtet werden kann.
Gondeln evakuieren
Wenig später mussten - direkt nebenan - die Passagiere aus den Gondeln der Patscherkofelbahn geborgen werden. Bergretter der Ortsstelle Innsbruck begaben sich - mittels Spezialrollen am Tragseil fahrend - zu den Kabinen, um Vorbereitungen für das Abseilen der Fahrgäste zu treffen.
Unterdessen tauchte – lange Zeit kaum hörbar – der Polizeihubschrauber Libelle Tirol hinter den Bäumen auf und transportierte weitere Bergretter auf das Dach der Gondeln. Schließlich wurden die Passagiere auf sicheren Boden abgeseilt. Ein Team der Freiwilligen Feuerwehr Igls befreite mittlerweile Passagiere bei der Talstation. Kräfte des Roten Kreuzes kümmerten sich dann um die „Geretteten“ in einem extra errichteten Zelt.
Die Errichtung eines A1-Notfallcontainers inklusive 5G-Netz bildete dann den Abschluss der Übung.
„Ein realistisches Szenario“
Man wolle der Bevölkerung mit der Blackout-Übung keine Angst machen, betonte LH Günther Platter bei einem Pressegespräch vor Beginn von „ENERGIE 21“ am Patscherkofel. Am wichtigsten seien Maßnahmen, um einen Blackout - also das Zusammenbrechen des Netzes bzw. der Stromversorgung - zu vermeiden, sagte Platter. Die vorhandenen Konzepte für den Ernstfall sollten durch die Übung evaluiert werden.
Wir dürfen die Wahrscheinlichkeit einer solchen Krise nicht unterschätzen.
Bundeskanzler Alexander Schallenberg
„Wir dürfen die Wahrscheinlichkeit einer solchen Krise nicht unterschätzen“, ergänzte Bundeskanzler Alexander Schallenberg. „Erst vor rund einem Jahr sind wir knapp daran vorbeigeschrammt.“ Er betrachtet die Zusammenarbeit aller Institutionen bei dieser „Brandübung für das Stromnetz“ als besonders wichtig - und zeigte sich von dem Teamwork schließlich auch sehr angetan.
Binnen 5 Stunden eine Grundversorgung
Auch für Tiwag-Vorstandsvorsitzenden Erich Entstrasser stellt ein Blackout ein „realistisches Szenario“ dar. Tirol verfüge aber mit seinem starken Netz und den großen Pumpspeicherkraftwerken über sehr gute Voraussetzungen für den Ernstfall, um eine autarke Versorgung des Landes gewährleisten zu können. Innerhalb von fünf Stunden sei es möglich, in ganz Tirol eine Grundversorgung mit Strom herzustellen. Diese lasse sich dann bis zu einem Monat aufrechterhalten.
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