Während die Bundesregierung mit dem ab Montag geltenden Lockdown für Ungeimpfte versucht, die Infektionsherde im Land wieder etwas einzudämmen, äußern die Corona-Ampel-Experten große Bedenken. Die Maßnahmen seien nur schwer umsetzbar, zudem komme es derzeit auch bei jenen Menschen zu Impfdurchbrüchen, die bereits sehr früh gegen das Virus geimpft wurden.
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) kündigte am Sonntag ein „engmaschiges Netz” an Kontrollen an, um die Einhaltung des Teil-Lockdowns zu kontrollieren. Ein internes Protokoll der Ampel-Kommission geht jedoch davon aus, dass die verschärften Maßnahmen auf die derzeitige Situation wohl „kaum merkliche Effekte” haben werde, bzw. nur schwer umsetzbar sind.
Skeptisch äußerte sich diesbezüglich selbst der Vertreter des Innenressorts. Die Kontrollierbarkeit eines etwaigen Lockdowns für Ungeimpfte sei sehr schwierig und nur mit massivem (Verwaltungs-)Aufwand möglich. Schließlich sollen laut Nehammer in „Kontrollen in noch nie da gewesenen Ausmaß“ all jene gefunden werden, die die ab Montag geltende 2G-Regel brechen - dafür wurden auch hohe Strafen angekündigt.
Teil-Lockdown reiner Zeitverlust?
Die Vertreterin der Experten aus Tirol kritisierte, dass ein Setzen nur auf 2G ein zu hoher Zeitverlust sei. Der Lockdown für Ungeimpfte sei „wenig sinnvoll“. Der Vertreter der MedUnis betonte, dass ein Lockdown für Ungeimpfte aus fachlicher Sicht nur einen geringen Effekt haben werde.
In die Gegenrichtung argumentierte vor allem der Vertreter des Bundeskanzleramts. Dieser gab zu bedenken, dass eine Empfehlung in Richtung von weiteren Maßnahmen für Geimpfte kontraproduktiv sein könnte und Menschen davon abhalten könnte, die Drittimpfung in Anspruch zu nehmen.
Impfung ist wichtig - hier herrscht Einigkeit
Konsens war, dass der dritte Stich forciert werden sollte. Laut der Vertreterin der AGES gibt es mehr Impfdurchbrüche als erwartet primär in jener Altersgruppe, die im Jänner-März 2021 erstmals geimpft wurde. Eine Impfeffektivitätsanalyse zeigt etwa, dass Personen nach dem vierten Monat nach abgeschlossener erster Impfserie einen Nachteil im Ausmaß eines 1,4 - 1,5-fach höherem Infektionsrisikos haben.
Sollte der Effekt der Verschärfungen tatsächlich derart gering ausfallen, wird die Regierung wohl einmal mehr nachbessern müssen. Gesundheitsminister Wolfgang Mücksein stellte dies auch bereits in Aussicht. Sollte sich die „Dynamik“ bei den Infektionszahlen nicht bald einpendeln, werde es wohl schärfere Regeln benötigen, stellte er klar.
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