Infektionsexperte Jörg Weber rechnet mit Vorurteilen gegenüber mRNA-Impfstoffen ab: „Das Problem ist: Wer in Zeiten wie diesen auf Totimpfstoffe wartet, anstatt die bestehenden mRNA-Impfstoffe zu nutzen, der unterschreibt sein mögliches Todesurteil!“
„Krone“: Viele Ungeimpfte begründen ihre Entscheidung damit, dass sie auf Valneva, den ersten Totimpfstoff gegen Corona, warten. Ist das wie Warten auf Godot?
Infektionsexperte Jörg Weber: Valneva wird kommen. Mit der Auslieferung rechnet das österreichisch-französische Unternehmen aber frühestens im April 2022. Die EU-Zulassung steht noch aus.
Was wäre die Folge dieses Zuwartens?
Wenn die 200.000 Ungeimpften unseres Landes bis ins Frühjahr die Impfung hinauszögern, riskieren sie weitere 800 Tote allein in Kärnten. Viele warten aber nicht, sondern verweigern.
Zurück zum Totimpfstoff: Was unterscheidet diesen eigentlich von den aktuellen mRNA-Impfstoffen?
Das ist, als würde man einen VW Käfer aus den Fünfzigerjahren mit einem Tesla von 2021 vergleichen. Immunisieren tun beide, auf dem neuesten Stand der Technik ist Letzterer.
Machen alte Autos nicht wesentlich weniger Probleme als neuere Modelle?
In diesem Fall ganz im Gegenteil. Biontech/Pfizer und Moderna sind die sichersten und am häufigsten geprüften Impfstoffe, die es jemals gegeben hat. Erste Daten zeigen, dass Valneva in etwa so wirksam sein wird, wie es AstraZeneca war oder Johnson & Johnson ist. Ein Totimpfstoff kann zu einer Alternative werden. Aber frühestens in eineinhalb Jahren - wenn eben genügend Daten vorliegen.
Was sagen Sie zu den mRNA-Nebenwirkungen?
Die Gefahr, dass es zu Myokarditis kommt, beträgt ein Tausendstel Promille. Auch ein Totimpfstoff kann zur Herzmuskelentzündung führen. Das Argument, deshalb warten zu wollen, kann ich ebenso zerschlagen wie den Vorwurf, dass mRNA-Impfstoffe das menschliche Erbgut verändern. Das tun sie schlichtweg nicht!
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