Die britische Königin Elizabeth II. hat am Sonntag kurzfristig ihre Teilnahme an der traditionellen Zeremonie zum Remembrance Sunday abgesagt, dem Gedenken an die Gefallenen ihres Landes und des Commonwealth. Grund dafür sei ein verstauchter Rücken, wie der Palast mitteilte. Es wäre der erste öffentliche Auftritt der 95 Jahre alten Monarchin nach einem Krankenhausaufenthalt im Oktober gewesen. Die Absage hat Spekulationen über die Gesundheit der Königin befeuert. Britische Medien glauben, dass der Buckingham-Palast etwas verheimlicht.
„Die Queen hat, nachdem sie sich den Rücken verstauchte, mit großem Bedauern entschieden, dass sie nicht an der heutigen Zeremonie zum Remembrance Sunday am Cenotaph (der zentralen Gedenkstätte, Anm. d. Red.) teilnehmen kann“, hatte der Buckingham-Palast am Sonntag mitgeteilt. Die Königin sei „enttäuscht“, so die Mitteilung weiter.
„Frage mich, was vor sich geht“
Britische Medien spekulierten nun in ihren Montagsausgaben, dass der Palast etwas verschweigt. Der Royal-Fotograf der britischen Zeitung „Sun“, Arthur Edwards, erklärte, er habe schon damit gerechnet, dass die Queen ihre Teilnahme an den Remembrance-Feierlichkeiten absagen würde. Er habe schon vor der Absage davon erfahren. Was ihn aber überrascht, sei, dass der Palast „enthüllte, dass sie an Rückenproblemen“ leide. Und das will der langjährige Royal-Kenner nicht so recht glauben. Es sei ungewöhnlich, dass dies öffentlich gemacht wurde, meint er.
„Ich frage mich, was wirklich vor sich geht“, so Edwards. Seine Überlegung: „Vielleicht hat sie sich einfach den Rücken gezerrt. Aber, als der Duke of Edinburgh das letzte Mal auf dem Balkon des Cenotaph in Whitehall auftauchte, litt er an starken Hüftproblemen. Das wurde uns nicht gesagt, was er hat, und ich konnte beobachten, wie er dort stand und qualvolle Schmerzen hatte.“ Im Augenblick beobachte er alle Erklärungen des Palastes zum Gesundheitszustand der Queen mit Skepsis.
„Da ist etwas, was man uns nicht sagt“
Auch der britische Journalist Piers Morgan, der mit seinen Zweifeln an Herzogin Meghan immer wieder für Schlagzeilen sorgt, fühlt sich vom Buckingham-Palast nicht ehrlich informiert und macht sich Sorgen um das Wohl der Königin. Auf Twitter schrieb er, dass er befürchtet, dass der Gesundheitszustand der Queen weit schlimmer sei, als man der Öffentlichkeit sagen will. „Da ist etwas, dass man uns über den Gesundheitszustand der Queen nicht sagt. Es ist eindeutig ernster als der Palast uns wissen lässt.“
Quellen aus dem Königshaus berichteten gegenüber der „Daily Mail“, dass man sicher ist, dass man die Queen künftig nicht mehr so oft in der Öffentlichkeit sehen werde. „Sie wird sichtbar bleiben, aber weniger anstrengende Termine innerhalb der Mauern des Palastes absolvieren“, erklärte ein Insider.
„Traurig für die Queen“
Wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf ungenannte Quellen berichtete, soll die Verstauchung erst vor kurzem aufgetreten sein und nicht im Zusammenhang mit dem Rat ihrer Ärzte vom vergangenen Monat stehen, sich zu schonen. Demnach habe es Bedenken gegeben, ob die Anfahrt im Auto und das Stehen während der Zeremonie ihre Genesung beeinträchtigen könnten. Die Königin blieb daher in Windsor und verfolgte die Zeremonie im Fernsehen.
„Es ist sehr traurig für die Königin, denn es ist das einzige Ereignis im Jahr, an dem sie wirklich gerne teilnimmt“, erklärte die Monarchie-Expertin Penny Junor. „Die Öffentlichkeit wird sehr traurig und besorgt sein, wenn sie von einem weiteren Rückschlag erfährt, aber es ist klar, dass sie Ratschläge annehmen und gesund werden muss.“
Reisen abgesagt
Die Queen hatte im Oktober zunächst eine Reise nach Nordirland abgesagt und anschließend zu Untersuchungen eine Nacht im Krankenhaus verbracht. Was genau der Königin fehlte, wurde nicht bekannt. Sie sagte jedoch auf medizinischen Rat weitere Termine ab, unter anderem auch den geplanten Besuch bei der UNO-Klimakonferenz (COP26) im schottischen Glasgow. Beim wichtigen Weltkriegsgedenken am Remembrance Sunday, das sie überhaupt nur sechs Mal in ihrer beinahe sieben Jahrzehnte langen Regentschaft verpasste, sollte sie aber dabei sein. Das ganze Land zollt im November mit Ansteckern in Form roter Mohnblüten aus Papier oder Plastik den Gefallenen seinen Respekt.
Etwas Aufatmen gab es für die besorgten Untertanen, als Elizabeth II. Anfang November in einer Videobotschaft die Staats- und Regierungschefs bei der COP26 energisch zum Handeln in der Klimakrise aufrief. Auch Fotos, auf denen die Queen am Steuer eines Wagens auf dem Gelände von Schloss Windsor zu sehen war, beruhigten die Briten etwas.
Zäh und pflichtbewusst
Die Königin gilt als zäh und äußerst pflichtbewusst. Bis vor kurzem absolvierte sie ein straffes Programm an öffentlichen Auftritten und Terminen. Selbst nach dem Tod ihres Mannes Prinz Philip, der im April im Alter von 99 Jahren gestorben war, gönnte sie sich nur wenige Tage Ruhe. Doch das Fehlen der Queen beim Remembrance Sunday dürfte Fragen aufwerfen, ob die zunehmend angeschlagene Gesundheit der greisen Monarchin die geplanten Feierlichkeiten zu ihrem 70. Thronjubiläum im kommenden Jahr überschatten könnte.
Laut der Boulevardzeitung „The Sun“ hat die Queen indes auch aufgehört, mit ihren geliebten Corgis, einer besonderen Hunderasse, spazieren zu gehen. Als Prinz Charles am Donnerstag bei einem Besuch in Brixton, einem Stadtteil im Süden Londons, von einem Bürger nach dem Gesundheitszustand seiner Mutter gefragt wurde, antwortete er aber: „Es geht ihr gut.“
Beim Remembrance Sunday zollt Großbritannien seinen gefallenen Soldaten Respekt. Die Royals legen Kränze am Cenotaph, einem symbolischen Grabmal im Londoner Regierungsviertel, nieder. Die Queen wollte die Zeremonie eigentlich von einem Balkon im nahe gelegenen Außenministerium aus beobachten. Wie ernst die Königin dieses Gedenken nimmt, wurde vor zwei Jahren deutlich: Elizabeth II. rollten dabei Tränen übers Gesicht.
Neben Charles und seiner Frau, Herzogin Camilla (74), nahmen am Sonntag auch Prinz William und Herzogin Kate (beide 39) und weitere Royals an dem Gedenken teil. Herzogin Kate nahm dabei den Platz der Queen in der Mitte der royalen Damen ein.
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