„Schwer umsetzbar“
Italien diskutiert über Lockdown für Ungeimpfte
Der seit Montag in Österreich geltende „Lockdown für Ungeimpfte“ weckt in Italien viel Interesse. Italienische Politiker und Virologen diskutieren über die Möglichkeit einer Verschärfung nach heimischem Vorbild. „Die Infektionszahlen in Italien sind niedriger als in Österreich, doch auch bei uns steigt die Zahl der Ansteckungen“, sagte der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza.
Vergleiche zwischen Italien und Österreich seien allerdings „sinnlos“, so Speranza. „Der Unterschied zu Italien bei den Infektionszahlen ist stark. Wir werden unsere Maßnahmen schrittweise an die Entwicklung der Lage anpassen.“
„Brauchen derzeit kein österreichisches Modell“
Ähnlich sieht der Hygieneexperte Walter Ricciardi, Berater des Gesundheitsministeriums, die Lage. „Wir brauchen derzeit kein österreichisches Modell mit Lockdowns für Ungeimpfte, denn die ergriffenen Maßnahmen dienen dazu, die Epidemie unter Kontrolle zu halten, was ja auch geschieht. Aber im Laufe der Zeit sollten wir darüber nachdenken, die 3G-Regel zu ändern“, so Ricciardi.
Über Österreichs Position „gewundert“
Andrea Crisanti, Direktor der Abteilung für Mikrobiologie an der Universität Padua, kritisierte den „Lockdown für Ungeimpfte“. „Wir alle haben uns über die Positionen der österreichischen Regierung gewundert, von der wir in der Vergangenheit Maßnahmen wie jene gegen die Einwanderung gesehen haben, die die Würde der Menschen beeinträchtigen. Und ich denke, dass dieser Lockdown in diese Richtung geht“, kommentierte Crisanti in einem TV-Interview mit „Rai Tre“.
Experte gegen Impfpflicht in Italien
Crisanti sprach sich auch gegen eine Impfpflicht in Italien aus. „Die Zahl der Ungeimpften ist bei uns relativ gering, sodass ein Zwang zur Impfung wenig ändern würde. Stattdessen müssen wir uns um die dritte Dosis bemühen, denn es handelt sich um Menschen, die geimpft sind und sich erneut impfen lassen wollen, um weiter geschützt zu sein. Stattdessen wäre der Aufwand, einen kleinen Teil der Menschen zu impfen, sehr groß und wir würden auch einen hohen politischen Aufwand riskieren. Zu diesem Zeitpunkt ist es das nicht wert“, so Crisanti.
„Italien hätte damit mehr Probleme“
Laut dem Virologen Massimo Galli wäre ein Lockdown für Ungeimpfte in Italien aufgrund der größeren Einwohnerzahl schwer umsetzbar. „Auch die politischen Umstände erlauben es Österreich, einen Lockdown für Ungeimpfte durchzusetzen. Italien hätte damit mehr Probleme“, analysierte Galli in Anspielung auf die landesweiten Proteste gegen die Corona-Regeln der Regierung.
„Niemand weiß, ob es weniger Infektionen gibt“
Auch deutsche Medien kommentierten am Montag den Lockdown für Ungeimpfte. So schrieb etwa die „Bild“: „Mal abgesehen von der brutalen Freiheitseinschränkung: Niemand weiß, ob es weniger Infektionen gibt, wenn Menschen zu Hause eingesperrt sind.“ Die „FAZ“ bezeichnete den Effekt, dass sich aufgrund von 2G und dem Lockdown für Ungeimpfte nun mehr Menschen impfen lassen als „Schnitzelpanik“.
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