Probleme dementiert

Aufregung rund um Recycling von Nespresso-Kapseln

Salzburg
08.04.2011 12:34
Eigentlich hat Karin Exner-Wöhrer, Finanzvorstand der Salzburger Aluminium AG (SAG) am Donnerstag in Wien nur über einen künftigen Auftrag ihres Unternehmens sprechen wollen. Stattdessen hat sie für Aufregung rund um die Wiederverwertung gebrauchter Nespresso-Kapseln gesorgt, weil sie vermeintlich nicht gelöste Probleme beim Recyclingprozess der Kaffeekapseln ansprach. Die ARA (Altstoff Recycling Austria) und Nespresso dementierten noch am Donnerstagnachmittag Probleme beim Recycling in einem burgenländischen Spezialwerk.

Bei dem von Nespresso gemeinsam mit der ARA (Altstoff Recycling Austria) entwickelten Sammel- und Wiederverwertungssystem werden die Alu-Kapseln von mehr als 700 Sammelstellen in ganz Österreich in ein Spezialwerk im burgenländischen Müllendorf gekarrt, wo die Kaffeerückstände vom Alu getrennt werden. 

Probleme beim Recyclingprozess?
Die SAG hatte am Donnerstag angekündigt, künftig alte Kaffeekapseln von Nespresso weiterzuverarbeiten. Eine entsprechende Vereinbarung mit der ARA sei bereits unterzeichnet, berichtete die SAG-Finanzchefin bei einem Gespräch vor Journalisten. Dabei kam Exner-Wöhrer dann auf die vermeintlichen Probleme bei der Trennung der Kaffeereste von den Kapseln zu sprechen: "Die Burgenländer haben den Recyclingprozess noch nicht gelöst." 

Kaffee nicht so einfach kompostierbar
Anders die Darstellung von Seiten Nespresso. Da heißt es in einer offiziellen Aussendung vom 29. März 2011, der Kaffee werde ganz einfach "kompostiert und dient der Landwirtschaft als Dünger. Die Alu-Kapseln werden getrocknet, zerkleinert und eingeschmolzen", das daraus gewonnene Aluminium könne "beliebig oft" weiterverwertet werden. Laut Exner-Wöhrer könne man den Kaffee aber nicht so einfach kompostieren, weil er noch Restbestandteile enthalte. Die SAG-Finanzchefin ist sich übrigens auch sicher, dass das Trennen der Kaffeereste von den Kapseln früher oder später an den Endkonsumenten delegiert wird.

ARA und Nespresso dementieren Probleme
Die Reaktion der ARA und Nespresso folgte prompt: "Die Aufarbeitung der Kapseln in Müllendorf läuft und funktioniert. Die gewonnenen Kaffeemengen werden - mittlerweile seit vielen Monaten - in der Kompostierung verwertet", hieß es in einer gemeinsamen Aussendung. 

Die ARA erklärte weiters, dass mit der SAG kein Vertrag über die Verwertung der Kapseln existiere. "SAG hat zwar Interesse angemeldet, wir sind aber noch nicht in Vertragsverhandlungen." Sehr wohl aber gebe es eine Vereinbarung zwischen ARA und SAG, die sich auf Verpackungen beziehe. Und Nespresso-Kapseln gelten nicht als Verpackungsmaterial , dürfen daher nicht wie etwa Aludosen in die "blaue Tonne" geworfen werden. Aus diesem Grund habe Nespresso ein eigenes Sammelsystem aufgezogen.

Kritik von Umweltschützern an Nestlé
Die geschlossene Struktur des Systems Nespresso sorgt seit jeher für Kritik. Maschinen für die Kapseln sind relativ günstig zu erwerben, während die Kapseln selbst relativ teuer sind (mehr als das Dreifache einer Tasse Filterkaffee). Außerdem werfen Umweltschützer Nestlé vor, seine Pflichten bei der Entsorgung der aus Aluminium gefertigten Kapseln zu umgehen. In Österreich muss Nespresso zum Beispiel keinen Entsorgungsbeitrag bezahlen, weil seine Kapseln nicht als Verpackung gelten. 

Auch die Konkurrenz setzt auf das Umweltargument: Die Schweizer Firma Ethical Coffee, die pikanterweise von einem langjährigen Nestlé- Vorstand gegründet wurde, preist ihre Kapsel zum Beispiel als biologisch abbaubar an. 

Wie viel Nespresso in Österreich mit seinem Kapselsystem verdient, ist nicht bekannt, weil der Konzern seit 2006 keine Länderzahlen mehr veröffentlicht. Der Umsatz lag damals bei 45 Millionen Euro, die jährlichen Wachstumsraten seither bei 30 Prozent. Für das Jahr 2009 hatte sich Nespresso zum Ziel gesetzt, dass jede fünfte verkaufte Kaffeemaschine in Österreich eine seinige sein muss.

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