„Die Therapieform ist nicht alltäglich“, gibt der Angeklagte (60) zu. Wie wahr: Patientinnen mit Schulter- oder Hüftbeschwerden fühlten sich überfahren und „missbraucht“, als ihnen ein Orthopäde seine Finger in die Scheide steckte - ohne Handschuhe. Jetzt gibt er kleinlaut zu: „Ich hätte wohl besser aufklären müssen.“
Mehrere Frauen haben Anzeige erstattet, drei Fälle wurden angeklagt. Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses lautet der Vorwurf gegen den Orthopäden. Ein Sexualdelikt scheidet aus, weil dem Arzt eine sexuelle Komponente seiner Behandlung nicht nachgewiesen werden kann.
Schock nicht leicht zu verdauen
Die Erlebnisse der Frauen sind deckungsgleich: Der Arzt forderte sie auf, sich bis auf die Unterhose auszuziehen. Und dann, ohne eingehende Aufklärung, schob er ihnen Finger in die Scheide.
Eine Patientin hat den Schock bis heute nicht verdaut, selbst bei einem Osteopathen rechnete sie nicht mit dieser Behandlungsart.
Gutachter steht hinter Mediziner
Doch der Angeklagte hat den Gutachter auf seiner Seite. Der lässt offen erkennen, dass er an der Methode nichts auszusetzen hat: Diese sei im Rahmen der Osteopathie, die der Arzt auch angeboten hat, als sogenannte „Vaginal-Touche“ zum Lösen von Verspannungen zugelassen. Dies mit intensiver Aufklärung der Patienten im Vorfeld.
„Warum haben Sie keine Handschuhe verwendet?“, will Richterin Poschalko wissen. „Ich habe die Hände desinfiziert“, sagt der Arzt. Davon haben die Frauen nichts mitbekommen.
Vertagt und Berufsverbot
Es wurde vertagt. Arbeiten darf der Arzt nicht mehr. Er ist mit Berufsverbot belegt.
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