Touristiker fordern:

„Lockdown für alle. Und zwar hart und sofort!“

Österreich
17.11.2021 15:29

Krankenhäuser überlastet, Neuinfektionszahlen auf dem Höchststand, ein Lockdown für Ungeimpfte, der möglicherweise bald auch für Geimpfte gelten wird: Die derzeitige Corona-Situation lässt bei Österreichs Touristikern wieder alle Alarmglocken schrillen. Um einen neuerlichen Totalausfall der Wintersaison zu vermeiden, werden in der Branche Rufe nach einem völligen Lockdown immer lauter. Am Mittwoch forderte etwa Experte Oliver Fritz vom Wifo: „Aus touristischer Sicht wäre ein harter Lockdown wahrscheinlich das, was jetzt absolut notwendig wäre.“ Eine scharfe Gegenposition kam von Tirols WK-Präsident Christoph Walser (ÖVP).

Die Infektionszahlen seien „so rasch und so konsequent runterzubringen wie nur irgendwie möglich“, sprach sich Fritz für einen Lockdown für alle, nicht nur für die Ungeimpften, aus - eventuell zunächst regional beschränkt. Der erste Schritt wäre wahrscheinlich, einen Lockdown in Westösterreich zu verhängen. „Wenn man den Virologen zuhört, dann sagen die, es kann uns nur ein Lockdown helfen.“ Das gelte auch für den Tourismus, für den laut Fritz wohl ein sofortiger harter Lockdown bis Weihnachten nötig ist.

Zitat Icon

Wir brauchen einen Lockdown, einen sehr konsequenten, harten Lockdown wahrscheinlich bis vor Weihnachten.

Wifo-Experte Oliver Fritz

In dieselbe Kerbe schlug die frühere Obfrau der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer Österreich, Petra Nocker-Schwarzenbacher, die ein Hotel in St. Johann im Pongau führt. Sie sei „klar für einen Lockdown“, betonte die Branchenkennerin am Dienstagabend. „Lockdown erstens einmal, um auch das Gesundheitssystem zu entlasten und da einmal eine Verschnaufpause herbeiführen zu können. Und was wir dringend brauchen, aus touristischer Sicht, ist, dass wir die Zahlen endlich nach unten drücken.“

(Bild: APA/Barbara Gindl)

Deutsche Reisewarnung für Österreich
Angesichts der extremen Infektionslage hat Deutschland Österreich am vergangenen Sonntag auch bereits zum Corona-Hochrisikogebiet erklärt. Mit den entsprechenden Folgen dieser Reisewarnung für den Tourismus. „Es ist schon eine Stornowelle eingetreten, vor allem in der Ferienhotellerie“, bestätigte der Salzburger Hotelier und frühere NEOS-Politiker Sepp Schellhorn am Mittwoch. Auch die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) hat bereits Alarm geschlagen. „Nach den Corona-bedingten Stornowellen und Buchungseinbrüchen der vergangenen Tage können nur wenige Betriebe eine Auslastung vorweisen, die wirtschaftliches Arbeiten ermöglicht“, teilte ÖHV-Vizepräsident Walter Veit mit.

Wintersaison ist noch nicht verloren
Die touristische Wintersaison, die normalerweise erst ab Weihnachten so richtig anläuft, ist noch keinesfalls abzuschreiben. „Der Winter ist noch lang und wir befinden uns jetzt in der ersten Phase des Winters und das ist beileibe nicht die stärkste Phase des Winters“, ermutigte auch Wifo-Experte Fritz. In Wirklichkeit würden in ganz Österreich drei Viertel der Urlauber eigentlich von Jänner bis April erwartet. „Das heißt, wenn man jetzt handelt, ja, dann kann man einen Teil des Winters noch retten.“

Infektionszahlen müssen rasch gesenkt werden
Doch davor müsste sich die Lage beruhigen. „Wir wissen aus Befragungen, dass die Infektionszahlen von den potenziellen Gästen natürlich ganz genau beobachtet werden, im Inland wie im Ausland. Wenn es Inzidenzen von 1000, 2000 gibt, wenn man davon spricht, dass in den Krankenhäusern triagiert werden muss, ist dann niemand oder sind nur ganz wenige bereit, wirklich auf Urlaub zu fahren. Das heißt, die Hausaufgaben, die wir jetzt zu erledigen haben, ist, die Infektionszahlen so rasch und so konsequent runterzubringen wie nur irgendwie möglich“, betonte Fritz.

Überhaupt nichts anfangen mit dieser Position konnte hingegen Tirols Wirtschaftskammerpräsident Walser. „Das sind Träumer. Im Falle eines generellen Lockdowns ist die Wintersaison tot. Das wäre das Todesurteil. Jetzt sollte man endlich einmal die gerade vor ein paar Tagen beschlossenen Maßnahmen wirken lassen und nicht jeden Tag mit neuen aufwarten“, so Walser. Im Falle eines Lockdowns würden die meisten „nicht mehr aufsperren“ können, die Mitarbeiter wären weg. Genau dasselbe habe man ja schon vor einem Jahr erlebt - auch da sei die Rede davon gewesen, ein Lockdown würde die Situation drastisch verbessern und die Wintersaison retten. Genau das sei nicht der Fall gewesen. Und er höre jetzt schon die Argumente in eineinhalb Monaten im Falle eines Lockdowns: „Dann würde es heißen: ‘Jetzt bloß nicht aufsperren, um die Erfolge der vergangenen eineinhalb Monate nicht zu gefährden‘“.

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