Salzburgs Spitäler stehen vor dem Kollaps, Triagen scheinen bereits unvermeidbar und die Pflegekräfte sind müde und erschöpft. Die „Krone“ hat mit den stillen Helden an den heimischen Krankenbetten gesprochen.
„Wenn sich der Trend nicht umkehrt, müssen wir in ein bis zwei Wochen triagieren“, erzählt Oberarzt Andreas Brunauer. Im Hintergrund blinken die Medizingeräte, wuseln Pfleger in Schutzmontur durch die randvollen Patientenzimmer und zischt Luft durch die Beatmungsschläuche.
Auf der Intensivstation 1c im Salzburger Landeskrankenhaus wird um Leben gekämpft, Leid gelindert und beim Sterben begleitet. Das war nie anders und das wird auch immer so sein.
Doch: „Wir haben momentan einen Durchsatz an Patienten, den wir nicht gewöhnt sind. Wir können nicht mehr die Pflege leisten, die wir wollen“, ärgert sich Pfleger Luca. Er steht am Bett eines 18-Jährigen, der um sein Leben kämpft. Auf die Frage, warum man sich diese Arbeit noch antut, wissen weder er noch seine Kollegen eine wirkliche Antwort.
Kündigung, weil sich nichts verbessert hat
Seine Kollegin Christiane, selbst seit elf Jahren auf der Intensivstation, hat wegen der momentanen Situation schon gekündigt. Sie sagt: „Es hat sich nichts zum Guten verändert. Die vierte Welle trifft uns mit voller Wucht und wir bekommen nicht einmal mehr die Corona-Prämie oder bezahlte Pausen.“
Ole, der seit 17 Jahren als Intensivpfleger arbeitet, berichtet, dass es ihm und vielen im Team momentan sehr schlecht gehe. Er ärgert sich: „Die Bedingungen waren noch nie so mies. Das hält niemand mehr lange durch.“
Entspannung durch neues Personal ist für ihn nicht absehbar, denn zusätzlich zum generellen Pflegemangel kommt im Intensivbereich noch eines erschwerend hinzu: „Hier muss man die ganze Bandbreite der Intensivmedizin beherrschen - da kann man nicht einfach jemanden anlernen.“ Wie lange das noch gut gehe, traue er sich zwar nicht zu sagen, aber: „Im Moment haben viele im Team ein Ausstiegsszenario im Kopf.“
Statt Weiterbildung jetzt im Corona-Einsatz
Anna-Maria sollte in ihrer Ausbildung zur Intensivschwester eigentlich gerade Erfahrung auf einer Herz-Station sammeln. Nun steht sie im Covid-Einsatz an vorderster Front.
Sie erzählt: „Es ist einfach schlimm. Viel nimmt man mit nach Hause. Eigentlich kann man seine Akkus gar nicht mehr wirklich aufladen.“ Was sie sich für ihren Beruf und die Zukunft wünscht? „Weniger Frustration und Traurigkeit. Und etwas mehr Verständnis für unsere Situation.“
Bis es soweit ist, werden sie hoffentlich weiterkämpfen - die stillen Helden auf unseren Intensivstationen.
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