Steine auf Polizisten
Grenze zu Belarus: Polen nimmt 100 Migranten fest
Die Lage an der polnisch-weißrussischen Grenze bleibt weiter angespannt. Polnische Sicherheitskräfte haben in der Nacht auf Donnerstag rund hundert Migranten festgenommen. Die Flüchtlinge hätten versucht, die Grenze nach Polen zu überqueren, teilte das Verteidigungsministerium in Warschau mit (siehe Video oben).
Die Festnahmen ereigneten sich nahe dem Dorf Dubicze Cerkiewne. Das Ministerium erklärte auf Twitter, weißrussische Einsatzkräfte hätten zunächst Aufklärung betrieben und „höchstwahrscheinlich“ den Stacheldrahtzaun entlang der Grenze beschädigt.
„Dann haben die Belarussen die Migranten gedrängt, polnische Soldaten zur Ablenkung mit Steinen zu bewerfen“, hieß es. Der Versuch des Grenzübertritts sei in mehreren Hundert Metern Entfernung erfolgt. Auf Videoaufnahmen des Verteidigungsministeriums ist zu sehen, wie polnische Soldaten eine große Gruppe von Menschen umzingeln, die zusammengekauert in einem Waldstück neben Stacheldraht hockt.
Migranten in der Kälte
Unterdessen verbrachten in Weißrussland Hunderte Migranten an der Grenze zu Polen trotz Kälte den elften Tag in Folge die Nacht unter freiem Himmel. Sie wärmten sich an Feuerstellen, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag vor Ort berichtete.
Migranten klagen über Atembeschwerden
Viele Menschen dort klagten über Atembeschwerden, weil Rauch von Feuern über dem Gebiet an der Grenze lag. Auf dem Grünstreifen halten sich noch schätzungsweise 900 Menschen auf.
Humanitäre Hilfe
Die humanitäre Hilfe für die gestrandeten Migranten in Belarus wird indes ausgebaut. An dem Schlaflager wurde eine Gulaschkanone aufgestellt, damit Menschen mit warmen Mahlzeiten und Getränken versorgt werden. Bislang sind Migranten bei der Verteilung von Essensrationen mitunter leer ausgegangen.
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An der weißrussisch-polnischen Grenze harren seit Tagen Tausende Migranten aus. Europa beschuldigt den weißrussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Flüchtlinge aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen, um Druck zu machen. Es wird vermutet, dass er sich damit für Sanktionen rächen will.
Ukraine befürchtet „Umleitung“
Nachdem am Mittwoch Meldungen über bereits von der Grenze mit Bussen abtransportierte Migranten verbreitet wurden, befürchtet die ukrainische Regierung eine Umleitung der Menschen. „Es besteht die Gefahr, dass eingeschleuste Migranten von der weißrussisch-polnischen Grenze an die Grenze zur Ukraine umgeleitet werden“, sagte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, gegenüber mehreren deutschen Zeitungen. Die Ukraine habe mehr als 8500 Polizisten, Nationalgardisten und Grenzschutzbeamte in die Grenzregion entsandt. „Das ist nur der Anfang. Möglicherweise wird auch der Notstand ausgerufen. Wir sind für alles gerüstet“, so Melnyk weiter.
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