Neben dem Momentum-Institut hat sich am Donnerstagabend auch der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer für eine Impfprämie ausgesprochen, wie die „Krone“ aus dessen Umfeld erfuhr. Mit 100 Euro für alle, die bis Ende April vollimmunisiert sind, fällt Schützenhöfers Vorschlag jedoch deutlich geringer aus als jener des sozialliberalen Instituts. Schützenhöfer ist auch Anhänger einer generellen Impfpflicht. Diese könnte laut seinem Vorschlag ab dem 1. Mai 2022 gelten.
Die Idee hinter dem Modell des Momentum-Instituts: Ausbezahlt als Gutschein und einlösbar in den von der Pandemie und den Lockdowns besonders betroffenen Branchen, könnte eine Impfprämie sogar die eine oder andere Wirtschaftshilfe ersetzen. Österreich gab pro Lockdown-Monat bisher 2,4 Milliarden Euro für Corona-Hilfen aus, rechnet Ökonom Oliver Picek vor. Mit einer Impfprämie von 500 Euro würde man laut den Momentum-Berechnungen auf ein Volumen von vier Milliarden Euro kommen.
Freizeit-Gutschein würde Konsum stimulieren
Man könnte die Impfprämie also so gestalten, dass auch die Dienstleistungsbranchen, die stark unter der Pandemie leiden, profitieren. Ein Freitzeit-Gutschein hätte den Vorteil, dass dieser nicht auf das Sparbuch gelegt werden könne und so tatsächlich die Nachfrage und den Konsum stimuliert. Ein Beispiel für eine solche Corona-Hilfe war der Wiener Gastro-Gutschein nach dem ersten Lockdown.
Kein Vorbeikommen an Ausfallbonus und Kurzarbeit
Ganz auf andere Hilfen werde man aber nicht verzichten können. „An Ausfallbonus und Kurzarbeit kommt man nicht vorbei“, auch weil eine Wirtschaftshilfe in Form eines Impf-Gutscheins erst nachträglich Liquidität bringe. Ein Teil des Geldes könnte aber als Vorschuss aus der Gutscheinabrechnung dienen. Laut Picek wäre es wichtig, den Durchrechnungszeitraum für die Corona-Hilfen zu verlängern, denn die Möbelhäuser und Baumärkte haben Hilfen erhalten, obwohl sie die Umsätze nach den Lockdowns nachgeholt und teilweise sogar überkompensiert haben. Ein längerer Durchrechnungszeitraum würde die Gefahr einer Überförderung senken, so Picek.
Dass eine Impfprämie von 500 Euro die derzeit hohe Inflation weiter befeuert, glaubt Picek nicht. Die Teuerung werde vor allem von den hohen Energiepreisen bei Erdöl, Gas und Strom getrieben und sei vom Weltmarkt abhängig. Die österreichische Nachfrage habe hier wenig Einfluss.
Höhere Preise in der Gastro wären möglich
Bei Restaurants und Hotels könnte ein Gutschein aber schon zu höheren Preisen führen. Das Momentum-Institut ist auch überzeugt, dass ein fixer Impftermin die Impfquote steigern würde. Nach Abschluss der Prämienphase sollte nach Vorstellung des Instituts mit 1. Jänner 2022 dann eine Impfpflicht in Kraft treten. Damit würde eine ab Ende Dezember drohende „fünfte Welle“ nach der aktuellen Corona-Infektionswelle abgewendet werden.
Kosten lägen deutlich unter Lockdown-Kosten
Die geschätzten Kosten einer Impfprämie, vom Institut mit 3,95 Milliarden Euro berechnet, seien bei Weitem niedriger als die geschätzten Kosten von sieben Wochen hartem und sieben Wochen weichem Lockdown, die das Institut mit 16,46 Milliarden Euro angibt und die die Kosten des Staates für Wirtschaftshilfen und den Verlust an Wirtschaftsleistung beinhalten. Die volkswirtschaftlichen Kosten der teils chronisch Erkrankten und der Toten seien in der Rechnung nicht enthalten.
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