Mediziner warnen

Triage in Oberösterreich? „Das wird ganz knapp“

Oberösterreich
19.11.2021 06:00

Mit dem Lockdown gibt’s in Oberösterreich jetzt die von vielen geforderte Notbremsung. Doch ist diese noch früh genug? Wir haben mit Ärzten gesprochen.

Eine Entscheidung über Leben und Tod zu fällen: Wen lassen wir sterben, wem geben wir noch eine Chance? Wenn Ärzte diese Entscheidung treffen müssen, spricht man von einer harten Triage, und diese steht mittlerweile auch in Oberösterreich schon vor der Türe: „Wir können es noch ohne schaffen, aber das wird wirklich knapp, wenn jetzt nicht alle mithelfen“, sagt Tilman Königswieser, Ärztlicher Direktor am Salzkammergut-Klinikum.

Am Donnerstag verdeutlichte die „Salzburg Krone“ mit dieser Titelseite den Ernst der Lage. (Bild: Honorar)
Am Donnerstag verdeutlichte die „Salzburg Krone“ mit dieser Titelseite den Ernst der Lage.

Mitarbeiter brechen in Tränen aus
Aktuell sei man in allen Spitälern im Land an der Grenze, es könnten aber unter Aufwand wirklich aller personellen Kräfte noch weitere Ressourcen geschaffen werden. Doch genau diesen Kräften geht immer mehr die Luft aus: „Wir stellen unsere Psychologen im Haus mittlerweile auch unseren Mitarbeitern zur Verfügung. Es passiert, dass diese wegen der Überlastung einfach in Tränen ausbrechen“, schildert etwa Michael Girschikofsky, Ärztlicher Direktor am Ordensklinikum, eindringlich. Sollte der Lockdown für alle jetzt nicht wirken und eine harte Triage zur Realität werden, sei man laut dem Mediziner gerüstet: „Wir haben uns darauf schon in den letzten Wellen intensiv vorbereitet, haben Pläne erarbeitet.“

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Es ist schwer abschätzbar, welche Dynamik die vierte Welle noch entwickelt. Wir können jetzt nur alle Tag für Tag unser Bestes geben.

Michael Girschikofsky, Ärztlicher Direktor im Ordensklinikum

Dass jetzt endlich klar ist, dass ein Lockdown für Oberösterreich kommt, stimmt beide Mediziner zuversichtlich: „Uns stehen jetzt noch zwei bis drei kritische Wochen bevor. Die Covid-Patienten werden noch deutlich mehr werden“, sagt Königswieser. Aktuell liegen 106 Patienten auf einer Intensivstation, laut Prognosen sollen es bis zum 27. November 150 sein. Entspannt sich die Lage nicht deutlich, wird die Triage zur bitteren Realität werden.

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Mit 150 Intensivpatienten hätten wir gleich viele wie vor einem Jahr. Wäre es darüber hinausgegangen, wäre es zu viel für uns geworden.

Tilman Königswieser hofft, dass der Lockdown fruchtet.

17 Corona-Tote in der vergangenen Woche
In den vergangenen sieben Tagen sind im Salzkammergut-Klinikum 17 Covid-Patienten und zehn Patienten ohne Corona verstorben: „Jeder dritte oder vierte Intensivpatient überlebt Corona nicht“, verdeutlicht Königswieser den Ernst der Lage. Im Ordensklinikum mussten von acht OP-Sälen fünf gesperrt werden, ein Aufwachraum wurde zur Intensivstation umfunktioniert.

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