Er ist zu einer Art Unwort des Jahres geworden, monatelang wollte ihn keiner aussprechen und doch ist er nun wieder in aller Munde: der Begriff „Lockdown“. Jetzt feiert er Renaissance, selbst in der ÖVP.
Vor einer Woche war man in Vorarlberg noch recht gelassen. Tägliche Neuinfektionszahlen um die 600 hat zwar kaum ein Politiker gern gesehen, doch hielt man geschlossen daran fest, dass eine höhere Durchimpfungsrate das Gebot der Stunde sei - mit Ausnahme der FPÖ natürlich, die die Menschen lieber dazu animierte, zu Entwurmungsmitteln für Vierbeiner zu greifen anstatt zu einem bereits milliardenfach verabreichten Impfstoff.
Schockierende Zahlen
Nachdem am Mittwoch dann aber schockierende 944 Neuinfektionen im Ländle gezählt wurden, stieg die Nervosität spürbar an. Bereits einen Tag zuvor warnte SPÖ-Landesvorsitzende Gabi Sprickler-Falschlunger Landeshauptmann Markus Wallner davor, den Experten kein Gehör zu schenken, weil diese „unpopuläre Maßnahmen“ einforderten. Gestern dann verlangte sie von Wallner, sich für einen harten Lockdown für alle einzusetzen - nur so könnte die kritische Situation in den Spitälern entschärft werden.
Ob sich Wallner allerdings gerade von der SPÖ überzeugen lassen wird, ist fraglich. Bis zuletzt hat er sich gegen einen Lockdown für geimpfte Personen ausgesprochen und war damit voll auf Linie mit ÖVP-Bundeskanzler Schallenberg. Doch nun erhält Sprickler-Falschlunger Schützenhilfe aus unvermuteter Richtung, denn die viel beschworene Einheit innerhalb der Landes-ÖVP bröckelt langsam: Am Donnerstag sprach sich nämlich auch der schwarze Klubobmann Roland Frühstück für einen Lockdown aus - „am liebsten schon ab Samstag“, wie er erklärte. Man darf gespannt sein, wie sich Wallner beim heutigen Treffen der Landeshauptleute zur Frage aller Fragen verhalten wird.
Wirtschaftskammer strikt dagegen
Klare Ansagen gab es unterdessen auch vom Regierungspartner: Daniel Zadra, Klubobmann der Grünen, sieht keine Alternative zum Lockdown mehr. Strikt dagegen ist hingegen die Wirtschaftskammer Vorarlberg. Deren Präsident Hans-Peter Metzler glaubt, dass ein Lockdown „fatale Auswirkungen“ hätte, Betriebe dürfe man nun „nicht bestrafen“, meint er.
Eigenverantwortung und Testen
Auf die gute alte Eigenverantwortung setzen hingegen FPÖ und NEOS. Während die meisten in einem Lockdown wohl ein Instrument des Schutzes sehen würden, interpretiert ihn FPÖ-Chef Christof Bitschi als „Bestrafung der Bevölkerung“. Beide Parteien fordern, dass das PCR-Testchaos beendet werden müsse, Sabine Scheffknecht (NEOS) setzt zudem auf Maßnahmen wie forciertem Home Office sowie Impfeinladungen mit Fixtermin.
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