„Krone“-Kommentar

Märtyrer der Impf-Gegner

Steiermark
21.11.2021 07:30

Karlheinz Tscheliessnigg ist nicht irgendwer. Als Herz- und Transplantations-Chirurg von Weltruf hat er Tausenden Todgeweihten das Leben gerettet. Er hat federführend das einst baufällige und desolate LKH Graz modernisiert. Er hat als Mensch Großartiges geleistet. Nach seiner Pensionierung wurde er 2013 Chef der Spitalsgesellschaft, in der 18.200 Mitarbeiter jährlich 1,2 Millionen Patienten heilen und betreuen. Irgendwann aber ist der heute 74-Jährige falsch abgebogen.

Bis heute verweigert er die Corona-Impfung. Als medizinisches Denkmal. Als Vorbild für die Bevölkerung und seine Mitarbeiter. Als hochintelligenter Bürger, der die Menschen dazu aufruft, in der Freizeit besonders vorsichtig zu sein, weil die Intensivbetten ausgelastet sind. Als bewährter Krisen-Manager, der längst alle Vorbereitungen getroffen hat, wer bei steigenden Infektionszahlen behandelt wird - und wer nicht. Als Chef eines Unternehmens, das nur noch Geimpfte einstellt. Als umsichtiger Mensch, der die Gesellschaft zu Solidarität (also Impfung) auffordert und von Geimpften mehr Verantwortungsbewusstsein fordert.

Das Denkmal Tscheliessnigg hat so das Denkmal Tscheliessnigg zerstört. Der Schaden aber, und das verschärft diese Tragödie der Selbstzerstörung, geht weit darüber hinaus:
1. Der Ungeimpfte wird viele Impf-Skeptiker vom wichtigen Stich abhalten. Viele werden sich in ihrer Unsicherheit bestätigt fühlen.
2. Tscheliessnigg hat das Potenzial, zum Märtyrer der Impf-Gegner und Verschwörungstheoretiker zu werden. Diese werden laut rufen: Endlich gibt es einen anerkannten Experten, der uns versteht! Endlich bestätigt ein Arzt, woran wir glauben! Das hat ihn seinen Job gekostet.

Tscheliessnigg wird vielleicht zum Märtyrer im eigentlichen und doppelten Wortsinn: ein Mensch, der um des Bekenntnisses seines Glaubens willen leidet und dafür vielleicht sogar den Tod erdulden würde.

Der Widerspruch kann größer nicht sein: Der Spitals-Chef hat als herausragender Mediziner seinen Anteil an der lebensgefährlichen Schande, dass Österreich eine viel zu geringe Impfquote hat und die FPÖ die Regierung als „Diktatur“ beschimpfen kann. Bleibt nur zu hoffen, dass Tscheliessniggs Impfverweigerung und gerechtfertigter Abgang zum Nachdenken anregen. Und Herbert Kickl ihn nicht zum Entwurmungsmediziner der Nation ernennt.

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