„Gegen Diktatur“

Corona-Demos: Der angesagte Tag der Eskalation

Kurz vor dem Lockdown noch eine Großdemo in Wien. Rund 40.000 (die FPÖ sprach von 100.000 Teilnehmern) aus dem In- und Ausland marschierten gegen die „Corona-Diktatur“ in Wien. Es gab Emotion, Randale sowie Festnahmen.

„Wo ist die Wutwirtin?“, schreit ein Mann in die Menge. Sie ist noch nicht da. Macht nichts, es sind genug Wütende zu Mittag am Heldenplatz. Österreich-Fahnen überall. Dazwischen italienische, deutsche, tschechische, rumänische. Rechts- und Linksradikale, besorgte Familien, Schreihälse und Querköpfe. Viele friedlich, viele hasserfüllt, manche krawallbereit. Tenor: „Widerstand gegen die Impfdiktatur.“

Einpeitscher sorgen für Stimmung. „Physiker und andere Ahnungslose wollen uns befehligen.“ Mahnt die Polizei Corona-Maßnahmen ein, hört man Pfeifkonzerte. Und: „Widerstand.“

Festnahmen auch wegen des Verbotsgesetzes
Die Polizei ist mit mehr als 1300 Leuten stark präsent. Wird permanent ausgebuht. Am Nachmittag fliegen Flaschen und Dosen. Randalierer setzen auch Pfefferspray gegen die Einsatzkräfte ein. Grüner Rauch. Bengalisches Feuer nach Hooligan-Art. Es gibt Festnahmen, auch wegen des Verbotsgesetzes.

Video: Eskalation am abgesperrten Ring - Polizisten werden attackiert

An Corona erkrankter Kickl virtuell dabei, Strache und Schnedlitz vor Ort
Die FPÖ dynamisiert. Es ertönt ein Gassenhauer: „Immer wieder Österreich.“ Als das Strache-Kickl-Hofer-Trio noch Arm in Arm das Lied trällerte. Der Oberblaue Herbert Kickl ist - im Gegensatz zu seinem Ex-Kameraden Heinz-Christian Strache - verhindert. Wegen Corona. Er heizte die Stimmung dennoch an - via Social Media. Vor Ort ist dafür FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz. Und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP).

Ein erschöpfender Tag für die rund 1300 Einsatzkräfte (Bild: APA/FLORIAN WIESER)
Ein erschöpfender Tag für die rund 1300 Einsatzkräfte

Nehammer dankt den Einsatzkräften und sagt: „Wenn bei einer Versammlung, die von einer Parlamentspartei organisiert und beworben wird, wo Polizisten attackiert werden und NS-Verbrechen durch das Tragen des Judensterns verharmlost werden, ist das inakzeptabel.“

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) (Bild: APA/BKA/Florian Schrötter)
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP)
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Sie haben in einem schwierigen Einsatz professionell für Sicherheit gesorgt.

Innenminister Nehammer dankt den Einsatzkräften

Bizarre Gerüchte am Rande der Demo
Bizarre Nachrichten machen die Runde. Mitarbeiter der Stadt Wien würden unter Kanaldeckeln lauern, um die Leute zu impfen. Polizeihubschrauber würden es von oben versuchen.

Alle Demonstranten marschieren letztlich zum Ballhausplatz. Man sieht und hört „Heimatschutz statt Mundschutz“, „Lasst unsere Kinder in Ruhe“, „Widerstand gegen die Diktatur ist Pflicht“. Die Scorpions werden eingespielt: „Wind of Change.“ Es handelt vom Ende des Kalten Krieges. In Österreich wären die meisten schon von einem Ende der emotionalen Spaltung begeistert.

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