Keiner will diesen Lockdown, der sollte eigentlich nur das letzte Mittel sein. Aber die Impfquote ist zu niedrig, die Regierung hofft, sie mit den massiven Einschränkungen zu erhöhen. Das könnte gelingen, erste Zahlen stimmen zuversichtlich. Was es jetzt braucht? Unser aller Mittun!
Österreich wieder herunterfahren wollte wohl niemand, auch nicht jene, die den Lockdown beschließen mussten. Vor allem angesichts der regionalen Unterschiede: Das Burgenland steht gut da, auch Wien hat mit strengeren Regeln rechtzeitig „vorgesorgt“. Besorgniserregend war die Lage in Oberösterreich, Salzburg. Geht es rein darum, wäre ein Lockdown nicht überall nötig gewesen, sagte zuvor unter anderem Komplexitätsforscher Peter Klimek.
Der Lockdown „ist da, daran ist nicht mehr zu rütteln“
Doch durch das späte Handeln der Verantwortlichen reichte die Zeit nicht mehr, um die Auswirkungen regionaler Beschränkungen abzuwarten. Weiters ist der Kampf gegen die Pandemie ein solidarischer - und letztlich grenzübergreifender. Fakt ist nun: „Jetzt ist es egal, ob wir den Lockdown gut finden oder nicht. Er ist da, daran ist nicht mehr zu rütteln“, sagt Simulationsforscher Niki Popper. „Wichtig ist jetzt eines: Je mehr Wirkung er hat, desto besser für uns alle. Je mehr wir alle dazu beitragen, desto früher kommen wir alle aus dem Ganzen heraus.“
Umweltmediziner Hans-Peter Hutter nennt es „das gemeinsame Boot, in dem wir sitzen: Das muss uns allen endlich klar werden.“ Damit also dieses Herunterfahren das letzte Mal ist, braucht es unser Mittun. Auch wenn wir es nicht mehr hören können.
In Vorwoche so viele Impfungen wie noch nie
Noch etwas kann schon keiner mehr hören - aber es hilft nichts: Wir brauchen mehr Impfungen. Denn: „Auch wenn wir alle geimpft sind, wird das Virus weiter zirkulieren. Aber dann sind wir zumindest vor schweren Verläufen geschützt“, sagt Klimek. Es helfen Erst- und Drittstiche: „Bei beiden gilt die Devise: je mehr, desto besser“, so der Komplexitätsforscher. Die Auffrischung hilft kurzfristig, die Erstimpfungen helfen schon für den Frühling. Klimek: „Israel etwa hat bei rund 40 Prozent der Menschen aufgefrischt und damit die Welle gebrochen.“
Wohin müssen wir überhaupt mit den Impfungen? „Damit wir in eine stabile Situation kommen, in Richtung 90 Prozent“, sagt Impfexperte Herwig Kollaritsch.
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Derzeit vor allem viele Auffrischungsimpfungen
Die Zahlen stimmen zuversichtlich: Während am Samstag in Wien 40.000 Menschen unter anderem gegen die Impfung demonstrierten, holten sich österreichweit mehr als doppelt so viele den Erst-, Zweit- oder Drittstich. In der Vorwoche ließen sich so viele Menschen impfen wie nie zuvor. Der Rekordwert ist vor allem auf Auffrischungsimpfungen zurückzuführen, weiß Mathematiker Erich Neuwirth.
Insgesamt ließen sich vorige Woche 653.750 Menschen impfen, davon waren 107.465 Erststiche. Der bisherige Rekord aus der zweiten Juni-Woche: 630.570 Impfungen, davon 293.755 Erststiche. Wie gut der Lockdown und die davor gesetzten Maßnahmen tatsächlich wirken, werde sich gegen Ende der Woche zeigen, so die Forscher.
Ruhiges Weihnachten, gute Manieren
Tatsächlich werde alles davon abhängen, wie gut die Schultests funktionieren und wie sehr sich alle an die Lockdown-Regeln halten, so Molekularbiologe Ulrich Elling. Bei Letzterem ist Psychologin Barbara Juen skeptisch: Bei den einen könnte eine sogenannte Lockdown-Müdigkeit gegeben sein - bei anderen immerhin das Bedrohungsbewusstsein wieder steigen. Damit wir wirklich aus der Krise kommen, wird es nach dem Lockdown Regeln brauchen, etwa 2G- bzw. 2G plus sowie deren Kontrollen. Was aber auch ein Ausrollen von PCR-Testmöglichkeiten bedingen würde.
Wichtig blieben Maßnahmen wie FFP2-Maske und Hygiene-Regeln: „Maske aufsetzen, wenn man wo reinkommt, sollte automatisiert werden und zu den guten Manieren gehören“, so Hutter. Befragt zum Weihnachtsfest, erwartet sich der Umweltmediziner zumindest ein „ruhigeres“. Was uns droht, wenn es wieder nicht reicht? Ein Weiterdrehen des Teufelskreises „Welle, Lockdown, Welle, Lockdown“. Und das will wirklich keiner mehr.
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