Pleiten, Pech und Pandemie: Ob beim Impfen, bei PCR-Tests oder den Isolationsbescheiden - in der vierten Welle kommt das System in Niederösterreich jetzt gehörig ins Schlingern.
Seit dem Beginn der Gurgeltests wurde kräftig nachgebessert. Dennoch sind die langen Wartezeiten auf deren Ergebnisse noch immer Realität: So wartet eine Frau aus Atzenbrugg im Bezirk Tulln seit Donnerstag, ein Mann aus Langenrohr seit Samstag auf das Ergebnis. Andere berichten von einer 50:50-Chance, dass die Proben überhaupt ausgewertet werden.
Für Berufstätige ein Glücksspiel mit schlechten Karten. Wien-Pendler weichen daher auf das Angebot in der Bundeshauptstadt aus. Dort gab es zwar auch Startschwierigkeiten – allerdings bereits vor mehreren Monaten. Mittlerweile wertet Wien mehr Tests aus, als alle anderen Bundesländer zusammen.
Und auch beim Impfen, auf das man in Niederösterreich so stolz ist, krankt es: In Wiener Neudorf wurden am Montag mehrere Interessenten abgewiesen, die für den 3. Stich anstanden. Und zwar, weil die zweite Dosis noch keine vollen sechs Monate her sei - dass mittlerweile nach vier Monaten geboostert wird, dürfte sich also noch nicht bis in alle Impfbusse herumgesprochen haben. „Die Vakzine für die dritte Impfung sind für den Zeitraum ab sechs Monaten nach der Zweitimpfung zugelassen. Nach vier Monaten aufzufrischen ist eine einzelmedizinische Entscheidung des jeweiligen Arztes“, heißt es dazu von Notruf NÖ.
Ich habe mehrmals davor gewarnt, dass wir mit einer Anmeldung über das Internet viele Menschen in dieser Altersgruppe nicht erreichen. In der Steiermark, wo Einladungen zum Drittstich schriftlich versendet werden, sind bereits zwei Drittel der über 85-jährigen geimpft. Dass es auch im 21. Monat der Pandemie nicht möglich ist, einen Brief zu schreiben, macht das Versagen im Krisenmanagement deutlich!
Edith Kollermann, Gesundheitssprecherin NEOS
Klar hinterher hinkt man auch beim Boostern der besonders gefährdeten Altersgruppe ab 85 Jahren. Nur 47 Prozent der Betroffenen haben sich die Auffrischung abgeholt. „Das Land darf hier nicht herumwurschteln, sondern muss schleunigst handeln“, fordert daher nun Edith Kollermann, Gesundheitssprecherin der Neos.
Bescheid vor Zustellung aufgehoben
Ein echtes Kuriosum wurde indes aus St. Pölten gemeldet: Hier erhielt ein Bürger am Montag die Aufhebung eines Absonderungsbescheides, der ihm aber erst danach zugestellt wurde. Noch dazu galt dieser ab Montag – und nur am Montag. „Ich weiß nicht, was ich tun soll“, so der Betroffene. Dass in den Magistraten und Bezirkshauptmannschaften alleine durch die hohe Arbeitslast auch Fehler passieren, ist klar. Es ist aber symptomatisch für ein großes Systemversagen. Viele fragen sich: „Wie lange kann das noch gut gehen?“
Neue Ideen zur ab 1. Februar gültigen Impfpflicht kommen indes aus der NÖ-Ärztekammer. Vizepräsident Gerrit Loibl regte am Dienstag im Ö1-Mittagsjournal eine monatliche Pandemie-Abgabe für Ungeimpfte an. Kostenpunkt: 90 bis 100 Euro!
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.