Tag für Tag kaufen Millionen Menschen Kleidung, ohne dabei einen einzigen kleinen Gedanken an die Folgen ihres Kaufes zu verschwenden. Seit der Erfindung der Webmaschine vor fast 250 Jahren hat sich die Mode zu einem schmutzigen, skrupellosen Geschäft entwickelt, bei dem auf Kosten der Menschen und der Erde reichlich Gewinne eingefahren werden. Auch heute noch wird der Wegwerfkonsum durch Kollektionen am „laufenden Band“ befeuert, bei der Produktion werden teils giftige Chemikalien eingesetzt.
Greenpeace nahm 29 globale Modekonzerne, darunter einige der weltgrößten Unternehmen, unter der Lupe. Das Ergebnis: Zwei Drittel davon setzen weiterhin auf Wegwerfmode. Und: Die Modeindustrie nutzt teilweise weniger giftige Chemikalien bei der Textilherstellung, produziert jedoch Kollektionen am laufenden Band.
90 Prozent der untersuchten Unternehmen verzichten auf giftige Chemikalien wie Weichmacher und Flammschutzmittel. Diese werden als besonders umweltschädlich eingestuft. Nur die Hälfte der Konzerne veröffentlicht die Daten jedoch transparent.
Schnell gekauft - und schnell wieder entsorgt
„Die Fast-Fashion-Industrie produziert Mode für den Müll“, so Konsumexpertin Lisa Panhuber. Im Schnitt kaufen Konsumenten heute um 60 Prozent mehr Kleidung ein, getragen wird sie jedoch nur halb so lang wie noch vor 15 Jahren - sei es, weil sie doch nicht gefällt oder schnell kaputtgeht. Rund 200 Milliarden Stück Kleidung wurden im Jahr 2020 hergestellt - also rund doppelt so viel wie im Jahr 2014 - verkauft wurden hingegen „nur“ 160 Milliarden Stück.
Upcycling hat noch keine Tradition
Aufgrund der Corona-Pandemie sind viele Händler auch auf einem Haufen von Billigkleidung sitzengeblieben. „Jede Sekunde wird eine ganze LKW-Ladung Kleidung verbrannt oder auf die Deponie geworfen, um Platz für neue Ware zu schaffen. Trotzdem setzen die Konzerne weiter auf Wegwerfmode. Angebote zum Reparieren, Upcyceln oder Weiterverkaufen muss man bei den untersuchten Unternehmen mit der Lupe suchen“, so Panhuber. Nur zwei Marken - Benetton und Esprit - würden erste Schritte setzen und bewusst weniger Kollektionen in höherer Qualität produzieren.
Jede Sekunde wird eine ganze LKW-Ladung Kleidung verbrannt oder auf die Deponie geworfen, um Platz für neue Ware zu schaffen.
Lisa Panhuber, Konsumexpertin
Lieferketten oft nicht transparent
Im Bereich Chemikalien konnte die Detox-Kampagne von Greenpeace klare Erfolge erzielen: Die Produktionsketten der 29 Unternehmen wie Nike und H&M, die ein Detox-Bekenntnis abgegeben haben, sind fast gänzlich frei von den als besonders gefährlich eingestuften Chemikalien. Darunter fallen Flammschutzhemmer, Azofarben, per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) und Phthalate. Sie gelten unter anderem als krebsfördernd, fortpflanzungsschädigend und hormonell wirksam. Jedoch nur 16 der 29 bewerteten Unternehmen machen ihre Lieferketten transparent und veröffentlichen die genauen Abwasserdaten ihrer Zulieferer.
Dass die Modeindustrie sich von der Fast-Fashion abwendet, ist derzeit nicht absehbar: Wurde noch im Jahr 2015 Kleidung mit einem Warenwert von 1800 Milliarden US-Dollar verkauft, so geht man davon aus, dass die Summe 2025 bereits bei 2100 Milliarden US-Dollar liegen wird. In der EU ist der Konsum von Kleidung und Schuhen, jener Bereich, der die vierthöchste Umweltbelastung verursacht - gleich nach Nahrungsmitteln, Wohnen (inkl. Wärme und Strom) und Transport.
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