Pommers Feierabend

Wieso wir 850 Euro haben, die Strache gehören

Pommer am Abend
24.11.2021 15:22

Einen schönen Mittwochabend.

Ich kenne mich mit Suchtgift nicht gut aus, meine Drogenvergangenheit beschränkt sich auf Grünen Veltliner und Passivrauchen. Sie werden mir das bei der Lektüre meines Newsletters nicht glauben, aber ich bin jederzeit bereit, den Beweis anzutreten. Ich schicke gerne in Labore, was eingefordert wird, Haare, Urin, Zehen, da ist nirgendwo etwas zu finden. Der Hintergrund ist simpel: Ich komme schon bei einem Glas Wein zu viel am nächsten Tag kaum aus dem Bett, wie das dann bei Crystal Meth sein soll, wage ich mir nicht auszumalen. Stimmungsaufheller, bei denen man sich den Arm abbinden muss, sind zudem kaum gesellschaftsfähig. Jedenfalls habe ich nie verstanden, welche Drogen Heinz-Christian Strache da auf Ibiza eingeflößt wurden, wie er gerne behauptet. Welche Mittel lähmen einen, wenn es ums Verscherbeln der Republik geht, geben einem aber einen Kraftschub zum anschließenden Abtanzen in der Disco? An den neun Litern Wodka-Red-Bull kann es jedenfalls nicht gelegen haben, wie er in einem Interview mit mir einmal sagte:

„Krone“: Hatten Sie durch übermäßigen Alkoholkonsum schon einmal einen solchen Ausfall?
Strache: „Nein, in der Form nicht. Nein.“
Dreifache Verneinungen sind immer sehr glaubhaft, wie ich gelernt habe.

Jedenfalls ist Strache heute offenbar pleite. Ein Mann, der in einem Domizil mit Pool in Klosterneuburg lebt und im Sommer auf Jachturlaub war, bittet um Spenden. Wenn Sie zu Weihnachten Gutes tun wollen, können Sie über die Caritas alleinerziehenden Frauen in Burundi eine Ziege schenken oder dem Heinzi einen Fuffi überweisen. Mir fällt die Wahl nicht sonderlich schwer, gebe ich zu, aber ich will hier niemanden beeinflussen. Zur Bettelei hatte Strache ja sonst eher radikale Ansichten, erst im Vorjahr ließ er per Aussendung ausrichten: "Die Bettelmafia in Wien ist nicht mehr tragbar." Ich persönlich spende gerne, nur Drogensüchtigen gebe ich aus Prinzip nichts.

Jedenfalls liegen in unserer Redaktion noch 850 Euro herum, die Heinz-Christian Strache gehören. Und das kam so: Im vergangenen Jahr verliehen wir den „Krone“-Wahlkasperl für die größten Blödsinnigkeiten im Wahlkampf, und Strache gewann, es wird Sie nicht überraschen, haushoch. In einer Talkshow nannte er sich den „transparentesten Politiker, den es gibt“, er wetterte gegen Bettler (nicht erfunden) und verkaufte Liebestöter mit viel Platz im Schritt. Wir ließen eine Trophäe anfertigen, Acryl glasklar, Form gelasert, Kanten glänzend, Sockel mit Nut, Stele mit Falz. Das Ding war nicht billig. 857,10 Euro. Und was macht Strache bei der Verleihung des Wahlkasperls im Rathaus am Wahlabend? Er stellt die Trophäe auf den Boden und geht. Das hat mich damals schwer getroffen, ich wäre von Grünem Veltliner fast auf etwas Härteres umgestiegen, auf Merlot zum Beispiel. Meine Familie und meine Freunde waren in dieser schweren Zeit eine große Stütze für mich. Aber das Angebot gilt noch, lieber H.-C., wenn Sie jetzt Geld benötigen. Wir schicken Ihnen den Kasperl gerne nach Hause. Das Porto übernehmen wir.

Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.

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