„Viel Steuergeld für wenig Musi“, so stichelt die „Konferenz der Senatsvorsitzenden der österreichischen Universitäten“ gegen die geplante Digitalisierungs-TU in Oberösterreich: Lieber mit dem ohnehin beschränkten Geld die vorhandenen Uni stärken, statt eine neue zu gründen, das wäre verantwortungsvoller, so die Hauptbotschaft der Zweifler.
„Aus Sicht der Konferenz der Senatsvorsitzenden der österreichischen Universitäten ist der einzig zukunftsweisende Weg zur Weiterentwicklung der digitalen Transformation der breite Ausbau der bestehenden Universitätsstandorte. Die Investition von Steuergeldern für die Neugründung einer weiteren öffentlichen Universität ist keine verantwortungsvolle Nutzung von begrenzten Ressourcen.“ Ein Passus aus einer am Mittwoch ausgesendeten Stellungnahme der Senatsvorsitzenden, siehe Volltext hier mit einem Link zu einer weiterführenden Meinungsäußerung. Der Senatsvorsitzende der Linzer Kepler-Uni (JKU), O.Univ.-Prof. DI Dr. Dr.h.c. Hanspeter Mössenböck, hat diesem Beschluss seiner Kolleginnen und Kollegen nicht zugestimmt.
Nutzbringend für ganz Österreich
Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) hält dagegen. Für ihn werde die Neue Technischen Universität ein völlig neues Kapitel aufschlagen, „mit einer neuartigen Organisationsstruktur, einem dynamischen Studienrecht und einem innovativen Studienangebot - bisher einzigartig in Österreich“. Und nutzbringend für ganz Österreich: „Damit unser Land am Erfolgsweg bleibt, müssen wir die digitale Transformation und die technologische Zukunft aktiv mitgestalten. Der Nutzen wird weit über unser Bundesland hinausreichen. Die ganze Republik soll von dieser einzigartigen Universität und ihren visionären Ideen profitieren“, ist Stelzer überzeugt.
Gegenwind habe es auch bei früheren Universitätsgründungen gegeben, erinnert Stelzer: „Sowohl vor der Gründung der JKU vor 55 Jahren als auch zuletzt vor der Gründung der Linzer Medizin-Fakultät gab es große Widerstände bestehender Universitäten. Heute studieren mehr als 23.000 Studierenden an der JKU, 1.150 davon an der Medizin-Fakultät. Beide sind auf einem Erfolgsweg und aus der Österreichischen Hochschullandschaft nicht mehr wegzudenken!“
Die JKU in Linz sieht die Kritik völlig anders
Die „Krone“ hat auch bei JKU-Rektor Meinhard Lukas nachgefragt, was er von der Polemik (unsere Formulierung!) der Senatsvorsitzenden hält. Seine Antwort: „Die Stellungnahme der Senatsvorsitzendenkonferenz beruht auf dem Gedanken des Nullsummenspiels. Im Vorteil des neuen Standorts wird zugleich ein Nachteil für die bestehenden Standorte gesehen. Die JKU als hauptbetroffene Uni sieht das völlig anders: Mit einer neuen TU entstehen ungeahnte Potentiale für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Es besteht die Chance einer völlig neuen universitären Perspektive auf die digitale Transformation. Damit ergeben sich für uns alle fantastische Kooperationsmöglichkeiten. So unbestritten die TU Graz neben der Uni Graz ist, so geboten ist eine TU in Linz neben der JKU. Das ist auch der Grund, warum der Senatsvorsitzende der JKU dem Beschluss der Senatsvorsitzendenkonferenz nicht zugestimmt hat.“
Wie ist denn der aktuelle Stand bei der TU?
LH Stelzer zum aktuellen Stand: Die Vorbereitungen für die Technischen Universität laufen auf Hochtouren. Die wissenschaftliche Konzeptgruppe unter der Leitung von Dr. Gerhard Eschelbeck arbeitet gemeinsam mit internationalen Expertinnen und Experten seit mehreren Monaten am inhaltlichen Profil der Universität.„ Die Senatsvorsitzenden halten allerdings den Zeitplan - Aufnahme des Studienbetriebs im Herbst 2023 - für “illusorisch". Hier könnten sie sogar rechthaben...
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