Fit für harte Welle

Das Corona-Erfolgsrezept von Spanien und Portugal

Ausland
25.11.2021 06:00

Die hohen Impfquoten werden Portugal und Spanien vor einer harten Corona-Welle schützen. Doch woher kommt die große Bereitschaft, sich Spritzen verabreichen zu lassen? 

Lediglich das Desinfizieren der Hände ist derzeit notwendig, um ein spanisches Museum zu besuchen. Nach dem Grünen Pass fragt hier niemand. Es sind praktisch alle geimpft – 89 Prozent der über Zwölfjährigen erhielten bereits den zweiten Stich. Die Lage auf den Intensivstationen ist derzeit entspannt, auch wenn die Neuinfektionen steigen. 

Gäste sitzen in Spanien im Schanigarten und genießen ihre Getränke - Österreich ist im Lockdown. (Bild: The Associated Press)
Gäste sitzen in Spanien im Schanigarten und genießen ihre Getränke - Österreich ist im Lockdown.

Ein Erfolgsrezept ist sicher das zentral organisierte Gesundheitssystem. Während in Österreich jedes einzelne Bundesland für die Organisation der Impfungen zuständig ist, profitierten die Spanier vom Management des Staates. Impftermine wurden via SMS oder Anruf vergeben. Wer keinen Stich wollte, musste sich aktiv melden. „Das ist auf alle Fälle eine Taktik, die wir auch in Österreich anwenden sollten. 15 Prozent der über 65-Jährigen sind noch nicht geimpft. Diese Personengruppe sollte unbedingt mit Impftermin angeschrieben werden“, betont Virologin Dorothee von Laer.

Rücksicht auf die Älteren und schreckliche Bilder
Außerdem leben die Menschen im Süden sehr oft in Generationshaushalten. Die Rücksicht auf ältere Menschen hat einen höheren Stellenwert. Und es wurde auch damit geworben: Die Corona-Impfung schützt nicht nur einen selbst, sondern auch die anderen.

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15 Prozent der über 65-Jährigen sind noch nicht geimpft. Sie sollten unbedingt mit Impftermin angeschrieben werden.

Virologin Dorothee von Laer

Die schrecklichen Bilder der ersten Welle im Frühjahr 2020 haben die Spanier noch im Kopf. 30.000 Menschen starben binnen kurzer Zeit. Besonders in Altenheimen wütete das Virus. Monatelang befand sich Spanien im Lockdown. Kinder durften nicht mal auf Spielplätze gehen. Niemand will solche Maßnahmen wieder erleben.

Auch das Vertrauen in die Wissenschaft ist groß. Impfverweigerer muss man mit einer Lupe suchen, organisierte Gruppen gibt es nicht.

Vizeadmiral Henrique Gouveia e Melo sorgte in Portugal für eine 98-prozentige Impfquote. (Bild: AFP )
Vizeadmiral Henrique Gouveia e Melo sorgte in Portugal für eine 98-prozentige Impfquote.

98 Prozent aller Portugiesen über 25 Jahre sind vollimmunisiert
Eine noch bessere Impfquote hat der Nachbar Portugal: 98 Prozent der über 25-Jährigen sind vollimmunisiert. Vizeadmiral Henrique Gouveia e Melo organisierte den „Kampf gegen das Virus“. Seine Militäruniform und sein strenger Tonfall gefielen den Portugiesen, und wie in Spanien spielt auch in diesem katholischen Land die Solidarität eine große Rolle. Die Einwohner sehen es wie der verstorbene US-Präsident John F. Kennedy bei seiner Amtsantrittsrede 1961: „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“

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