Schulen auf, Schulen zu: Kinder und Jugendliche sind die Leidtragenden der Pandemie. Das Gezerre um die Regelung an den heimischen Schulen wird auf deren Rücken ausgetragen. Die Appelle nach bundesweitem Distance Learning verstummen weiter nicht, aber Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) verteidigt die Öffnung der Schulen.
Offene oder geschlossene Schule - keine Frage beschäftigt Familien derzeit mehr als diese. Die Infektionszahlen bei den Sechs- bis 14-Jährigen gehen durch die Decke. Sie sind die von Infektionen am stärksten betroffene Altersgruppe.
Kein Wunder also, dass die Rufe nach flächendeckendem Distanzunterricht nicht verstummen. Wissenschaftler appellierten in einem Offenen Brief, die Schulen zu schließen und Distance Learning anzubieten. Schulsprecher, Lehrer- und Elternvertreter forderten darin 14 Tage Distance Learning und die Schulen nur für Betreuung offen zu halten. Auch aus mehreren Ländern sind derartige Rufe zu vernehmen. Oberösterreich und Salzburg hatten Fernunterricht zunächst sogar in ihren regionalen Lockdown-Plänen vorgesehen.
Am Konzept der offenen Schulen will die türkis-grüne Regierung - zumindest vorerst - aber nicht rütteln, wie einzelne Vertreter beteuern. So bezeichnete etwa Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) das Offenhalten der Schulen als den „richtigen Weg“. Damit stellte sie sich hinter ihren Parteikollegen Faßmann, der der größte Verfechter von offenen Schulen ist.
Gerüchte, er habe in den Verhandlungen zur Schulfrage sogar mit seinem Rücktritt gedroht, sollte er sich mit seiner Forderung nach offenen Schulen nicht durchsetzen, wies Faßmann aber zurück. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hingegen dürfte sich für Distance Learning starkmachen.
Regierung dementiert Gerüchte um Schließung
Gerüchte, dass eine Schließung der Schulen schon ab Montag im Raum steht, dementiert man bei der ÖVP und den Grünen. Eine neue Regelung kommt aber sehr wohl am Montag. Nämlich jene, dass Klassen ab dem zweiten Infektionsfall für fünf Tage ins Distance Learning geschickt werden. Nur jene Kinder, die danach negativ getestet werden, dürfen wieder zurück in den Präsenzunterricht.
Weniger positive PCR-Tests als in der Vorwoche
Es gibt aber auch einen Lichtblick: An den Schulen ist die Zahl der positiven PCR-Tests im Vergleich zur Vorwoche rückläufig. Am Montag und Dienstag wurden 2267 positive PCR-Tests registriert, Wien ist hier nicht eingerechnet. Zum Vergleich: Am Mittwoch der Vorwoche wurden rund 3100 positive Tests vermeldet.
Ein Blick auf die Bundesländer zeigt: Die Zahl der registrierten positiven Schultests ist in Tirol und Kärnten stark gestiegen, in Salzburg leicht und in den anderen fünf Ländern deutlich gesunken. Die Zahlen für die Bundeshauptstadt liegen erst am Donnerstag vor.
Bildungspsychologin Christiane Spiel hält es für „vernünftig, dass die Schulen offen bleiben“, und verweist darauf, dass ansonsten die psychische Gesundheit darunter leiden könnte. Sollten Schulen geschlossen werden, stünden auch viele Eltern wieder vor Problemen, etwa jenem der Betreuung. Freilich, diese hätten dann einen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit, aber jene, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, werden unabkömmlich sein.
Erweiterung der Regel zur Sonderbetreuungszeit
Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) kündigte nun jedenfalls an, die Regelung für die Sonderbetreuungszeit zu präzisieren. Diese soll rückwirkend ab dem 22. November auch vereinbart werden können, wenn Regelunterricht stattfindet, Eltern ihre Kinder aber zu Hause betreuen wollen. Ein Rechtsanspruch besteht aber weiterhin nur dann, wenn Schulen behördlich geschlossen sind und keine alternative Betreuungsmöglichkeit zur Verfügung steht.
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