Drama vor Calais
Boot mit Migranten im Ärmelkanal gesunken: 27 Tote
Beim Untergang eines mit Migranten besetzten Bootes, das von Frankreich nach Großbritannien unterwegs war, sind vor der Hafenstadt Calais 27 Menschen gestorben. Unter den Verunglückten seien nach Angaben des französischen Innenministers Gérald Darmanin fünf Frauen und ein kleines Mädchen. Der Minister sprach von der „größten Migrationstragödie“, die sein Land bisher gesehen habe.
Zwei Menschen konnten nach Angaben von Darmanin zunächst gerettet werden, schweben aber in Lebensgefahr. Zumindest eine Person gilt als vermisst. Vier Schlepper, die möglicherweise an der gescheiterten Überfahrt von Frankreich aus beteiligt waren, seien festgenommen worden, teilte Darmanin (Bild unten) mit.
Wie die Maritime Präfektur mitteilte, setzte ein Fischerboot den Notruf ab, dass sich Migranten im Ärmelkanal in Seenot befänden. Mit drei Booten und Hubschraubern aus Frankreich und Großbritannien bemühten sich Helfer um eine Bergung, die Suche wurde dann am Abend abgebrochen. Sämtliche Opfer wurden nach Calais gebracht. Die Zeitung „La Voix du Nord“ berichtete von einer bleiernen Stille in dem von Sicherheitskräften abgesperrten Hafen, als die Toten in der Dunkelheit an Land gebracht wurden.
Macron fordert Krisensitzung auf europäischem Niveau
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief unterdessen zu einer Krisensitzung auf europäischem Niveau auf. Sein Land werde nicht zulassen, dass der Ärmelkanal sich in einen Friedhof verwandele und Schlepper Menschenleben in Gefahr brächten, erklärte er. Die Mittel der Grenzschutzagentur Frontex an den Außengrenzen der EU müssten unverzüglich erhöht werden.
Im laufenden Jahr haben bisher mehr als 25.700 Menschen illegal den Ärmelkanal überquert. Das sind fast dreimal so viele wie im gesamten Jahr 2020. Die britische Regierung wirft Frankreich vor, nicht genug gegen illegale Überfahrten zu unternehmen, Paris weist das zurück.
Erst im Juli hatten beide Seiten ein neues Kooperationsabkommen vereinbart, um die wachsende Zahl der Migranten, die mit kleinen Booten über den Ärmelkanal nach England kommen, in den Griff zu bekommen. London sagte dabei 62,7 Millionen Euro zu, um die französischen Behörden zu unterstützen.
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