Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller darüber, was wir bislang über Gewalt von Männern gegen Frauen im Lockdown (nicht) wissen.
Seit Beginn der Pandemie machen sich viele Organisationen Sorgen, dass Gewalt von Männern gegen Frauen und Kinder steigen könnte. Beratungsstellen für Frauen verzeichnen im Lockdown tatsächlich mehr Anrufe. Grund genug, sich Sorgen zu machen. Mangels Daten wissen wir allerdings noch viel zu wenig über die Entwicklung von Gewalt gegen Frauen unter Pandemie-Bedingungen.
Erste bevölkerungsweite Daten liefern Hinweise darauf, dass nicht unbedingt mehr Frauen von Gewalt in dieser schwierigen Zeit betroffen sind. Sondern es steigt vor allem die Gewalt in mehrfach belasteten Haushalten massiv an. Konflikte eskalieren also häufiger. Dort wo es zu Gewalt kommt, ist diese im Lockdown noch schlimmer als vorher. Denn soziale Isolation, beengte Wohnungen ohne Rückzugsort, Jobverlust und finanzielle Sorgen sind Gründe, warum die Stimmung in manchen Haushalten sehr angespannt ist.
Eskalationsstufen häuslicher Gewalt reichen von Kontrolle und Drohungen bis zu körperlicher oder sexueller Gewalt und Mord. Psychische Gewalt wird oft heruntergespielt, sie hat aber schwere Folgen für Frauen. Was es dringend braucht, ist ein Aktionsplan zur Prävention psychischer Gewalt im Lockdown. WissenschaftlerInnen wissen aber nicht einmal, wie viele Frauen aktuell in Österreich überhaupt von einer Zunahme von Gewalt betroffen sind. Im zweiten Jahr der Pandemie würde man sich wünschen, dass die psychosozialen Folgen der Pandemie mit derselben Präzision berechnet und bekämpft werden wie die wirtschaftlichen.
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