Drei Spieltage mit Matches im Fünfsatz-Modus, viele Heim- und Auswärtsspiele, Fan-Massen bei den jeweiligen Gastgebern - das ist Vergangenheit. Der Davis Cup hat nach der Reform eine drastische Änderung erfahren und zumindest die ältere Generation sehnt sich noch ein bisschen nach den alten Zeiten. Auch die Kapitäne von Österreich und Deutschland, Stefan Koubek und Michael Kohlmann, erinnerten sich im Vorfeld des Finalturniers in Innsbruck zurück.
Die Premiere des neuen Formats in Form eines Finalturniers mit 18 Nationen in sechs Dreiergruppen gab es vor zwei Jahren in Madrid. Doch abgesehen von den Länderkämpfen der Gastgeber ging so manches Nationenduell vor sehr leeren Tribünen in Szene. „Was dort gefehlt hat, waren die Zuschauer“, erinnerte sich etwa Kohlmann. „Man muss dem Format eine Chance geben, aber ich glaube nicht daran, dass man wie im Fußball die Leute dazu bewegen kann, jedes Jahr um die Welt zu reisen.“
Kohlmann erinnert sich freilich auch als Ex-Spieler an Momente, die das neue Format nicht hergeben kann. „Zudem will man sich ja auch dem Heimpublikum zeigen. Da muss man jetzt Glück haben, dass man in der Qualifikationsrunde (mit Heim- und Auswärtsmodus, Anm.) ist, was aber nicht das Ziel einer Mannschaft ist“, erklärte der Deutsche. Als Mannschaft habe man das Ziel weit zu kommen und sich sofort für das nächste Finalturnier zu qualifizieren.
Stimmung fehlt
Koubek sieht es ähnlich wie Kohlmann: „Es ist nicht mehr so, wie wir es kennen als Spieler. Das war einfach was anderes, am Ende waren es nur noch zwei Tage, aber wenn du diese drei Tage Davis-Cup-Experience einmal gehabt hast, speziell vor heimischen Publikum, wo geile Stimmung war, das kannst du mit nichts anderem gut machen.“ In Innsbruck hätte man in den Gruppenspielen gegen Serbien am Freitag und Deutschland am Sonntag (jeweils 16.00 Uhr) zumindest die Heim-Atmosphäre noch einmal richtig erleben können - und dann versalzte die Coronavirus-Pandemie das Veranstalter-Süppchen.
„Wir hätten es jetzt hier gehabt, weil wir Glück gehabt haben, dass dieses Event in Innsbruck ist.“ Der eingefleischte Fan-Kern, erzählte Koubek, habe dem Team „ein richtig geiles Video“ zur Motivation geschickt hat. Doch eine eventuelle Rückkehr zum alten Modus schließt Koubek aus. „Ich glaube, es ist eine sinnlose Diskussion, weil ich habe das Gefühl, es wird nie wieder so wie früher.“ Zudem sei der Turnier-Jahresplan nun zu, und die sonst für den Davis Cup frei gehaltenen Wochen verbucht. Für Kohlmann machen die Zuschauer, die „letzten paar Prozente aus“, um aus Spielern alles rauszuholen. „Das ist die Sahne auf der Torte.“
Djokovic mit neuem Modus unzufrieden
Zumindest gibt es aber Anzeichen, dass das Davis-Cup-Finalturnier auch künftig nicht nur an einem Schauplatz ausgetragen wird. Das befürwortet auch Novak Djokovic, der schon vor zwei Jahren über den neuen Modus wenig glücklich war. „Ich war wirklich immer dafür, Davis Cup sollte an mehreren Locations ausgetragen werden. Zumindest gibt es jetzt mehrere Länder, die als Gastgeber zum Zug kommen.“ Dass die Pandemie nun aus ganz anderen Gründen in Österreich für Geisterspiele sorgt, ist in der Tat Pech. Allerdings gibt es an den beiden anderen Standorten Madrid und Turin keine so restriktiven Einschränkungen und die Spiele gehen vor Fans in Szene.
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