Angst vor Subtyp

Neue Variante: EU macht dicht – Experten besorgt

Österreich
26.11.2021 12:00

Volle Intensivstationen, die täglichen Neuinfektionen im fünfstelligen Bereich, harter Lockdown für alle: Während Österreich gerade auf den Höhepunkt der vierten Corona-Welle zusteuert, sorgt bereits eine neue Virus-Mutation für Verunsicherung. Wegen des Subtyps mit der Bezeichnung B.1.1.529, erstmals aufgetaucht im Süden Afrikas, schotten sich Österreich und die EU nun ab, Einreisen aus den betroffenen Ländern sind ab Freitagmitternacht grundsätzlich untersagt. Auch Experten und Virologen sind besorgt, sie befürchten, dass die Impfstoffe gegen die neue Variante weniger wirksam sind. Die Lage sei „besorgniserregend“, es gebe aber „keinen Grund zur Panik“. Laut Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein sind bei uns noch keine Fälle bekannt.

Österreich und die EU wappnen sich gegen B.1.1.529:  Südafrika, Lesotho, Botswana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini werden als Virusvariantengebiete eingestuft und Einreisen aus diesen Ländern verboten. Die Novelle tritt um Mitternacht in Kraft. Flüge aus dem südlichen Afrika sollen gekappt werden, schlug EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (Bild: AP)
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen

Zugleich spricht das Außenministerium eine Reisewarnung (Stufe 6) für die sieben afrikanischen Länder aus, teilte Außenminister Michael Linhart mit. Das Außenministerium warnt somit vor allen touristischen und nicht notwendigen Reisen, einschließlich Urlaubs- und Familienbesuchsreisen in diese Länder. Österreichische Staatsbürger seien zur Einreise berechtigt, hätten aber besonders strenge Quarantäneregelungen - zehntägige Quarantäne, PCR-Test bei der Einreise, Registrierung - einzuhalten.

Derzeit noch keine Fälle in Österreich
Bundeskanzler Alexander Schallenberg erklärte, die neue Variante gebe Anlass zur Sorge. „Wir reagieren rasch und konsequent.“ Auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) betonte, Österreich reagiere unmittelbar auf die aktuellen Entwicklungen. Mückstein zufolge sind sämtlichen Monitoring-Stellen in Österreich derzeit keine Fälle der neuen Variante bekannt. Auch im Abwasser-Monitoring wurde sie bisher nicht nachgewiesen.

Unklar, ob Impfstoffe ausreichend schützen
Wissenschafter hatten die B.1.1.529-Variante bisher nur in relativ geringer Zahl in Südafrika, Botswana und Hongkong entdeckt, sind aber besorgt über die hohe Zahl von Mutationen bei der Variante, weil es noch offen ist, ob hier die Impfungen noch ausreichend wirken. Die derzeit verfügbaren Impfstoffe sind nach Ansicht des britischen Experten James Naismith, Professor für Strukturbiologie an der Universität Oxford, „fast sicher“ weniger effektiv gegen B.1.1.529.

(Bild: APA/dpa/Henning Kaiser)

„Besorgniserregendste Variante, die wir je gesehen haben“
Ob die Variante auch leichter übertragbar sei, könne anhand der vorliegenden Daten bisher noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. „Wir vermuten das und es gibt einige frühe Daten“, fuhr Naismith fort. Sollte sich eine leichtere Übertragbarkeit bestätigen, sei es unvermeidlich, dass die Variante auch nach Großbritannien gelange, so der Experte weiter. 
Die Wissenschafterin Susan Hopkins vom Imperial College in London bezeichnete die neue Variante als „die besorgniserregendste, die wir je gesehen haben“. Die in Südafrika bisher festgestellte Übertragungsrate (R-Wert) liege bei 2. Das ähnele den Werten zu Beginn der Pandemie, so Hopkins.

Experte Krammer: „Es ist zu früh, da etwas zu sagen“
Mit etwas Sorge, aber ohne Panik, blickt der an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York tätige österreichische Forscher Florian Krammer auf die neue Variante. Derart viele Mutationen im Spike-Protein seien „nicht gut“. Es könnte sich hier um eine Variante handeln, die erstmals eine Anpassung von Impfstoffen notwendig mache. Zur Einschätzung brauche es aber noch mehr Daten: „Es ist zu früh, da etwas zu sagen.“ Noch wisse man zu wenig darüber, ob der derart gestaltete Abkömmling des SARS-CoV-2-Erregers ähnlich infektiös oder sogar infektiöser ist, als die aktuell dominante Delta-Variante, so Krammer. Allerdings sehe es danach aus, als hätte sie das Zeug dazu, einer aufgebauten Immunabwehr besser zu entkommen.

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