E-Scooter gelten vor allem im innerstädtischen Bereich als umweltfreundliche Alternative zum Auto, doch ihre Umweltbilanz ist bestenfalls durchwachsen, wie aktuelle Zahlen belegen. Demnach stößt ein moderner elektrischer Leihroller zwar pro Kilometer ein gutes Drittel weniger Treibhausgase aus als ein privates Auto mit Verbrennungsmotor, die Umweltbelastung ist aber deutlich höher als im öffentlichem Verkehr - selbst mit einem dieselgetriebenen öffentlichen Bus.
Aber in Wahrheit ersetzen die meisten Fahrten mit geliehenen Scootern einen Fußweg, sagte Michael Kloth vom International Transport Forum (ITF) am Freitag in einer von der OECD organisierten Diskussion. Zahlen dazu gibt es aus den USA, wo nur eine von sechs Scooter-Fahrten eine Autofahrt ersetzt hat. Dabei wäre das Potenzial erheblich, so Kloth. Denn durchschnittliche Rollerfahrten gehen über einen bis drei Kilometer und ein großer Teil der Autofahrten in Städten liegt in dieser Größenordnung.
E-Scooter stoßen im Verleih auch deutlich mehr Treibhausgase pro Kilometer aus als E-Fahrräder, sogar mehr als ein privates Moped mit Verbrennungsmotor. Wirklich umweltfreundlich ist man erst mit privaten Scootern oder Fahrrädern unterwegs, da bei diesen der Aufwand mit der Verteilung in der Stadt - die meist mit dieselgetriebenen Transportern erfolgt - wegfällt, und weil private Fahrzeuge wesentlich länger halten als die verliehenen.
Nicht nur Treibhausgase entscheidend
Gerade bei der Haltbarkeit sind aber Verbesserungen in Sicht. Mit speziellen Wartungen habe eine US-Firma die Haltbarkeit von 250 Fahrten auf 2500 Fahrten verzehnfachen können, sagte Katja Schechtner, Stadtentwicklungsexpertin bei der OECD und Forscherin am MIT Senseable City Lab. Zugleich warnt sie davor, private Mikromobilität gegen Leihfahrzeuge auszuspielen. Es gelte auch andere Aspekte als die Treibhausgase zu berücksichtigen - etwa, dass Autos 66 Prozent des Straßenraumes in Städten beanspruchen.
„Perfekte Ergänzung“ zu Öffis
Auf diesen Gerechtigkeitsaspekt verweist auch Kloth. Zahlen des ITF zeigen, dass ein Auto rund zehnmal so viel Platz braucht wie ein Fahrrad (und 180 Mal so viel wie ein öffentlicher Bus). „Mikromobilität“, also Fahrten per Rad und Scooter, egal ob privat oder geliehen, seien eine „perfekte Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr“ - vor allem als Zubringer auf der „letzten Meile“, sagt Kloth. In Paris würden inzwischen 15 Prozent der Mikrofahrten mit Öffis kombiniert, in Oslo sogar 57 Prozent.
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