In der Kritik

Fragwürdige Geschäfte mit Inseraten in „Russ-Land“

Vorarlberg
27.11.2021 07:00

Eine Geschichte über öffentliche Inserate „abseits des Fellnerismus“ erzählten vor kurzem die Redakteure des Ö1#doublecheck aus „Russ-Land“ - jenem Land hinter dem Arlberg, in dem die ÖVP regiert und der Unternehmer Eugen A. Russ („russmedia“) medial das Sagen hat. Eine tragende Rolle im Spiel um fragwürdige Inseratengeschäfte nimmt zudem Wirtschaftsbunddirektor Jürgen Kessler ein.

Die Vorwürfe gegen Jürgen Kessler sind bereits seit gut einem Jahr bekannt: Der Wirtschaftbunddirektor hält über eine eigene Firma exakt 49,9 Prozent an „Media Team“, über das durchaus lukrative Anzeigengeschäfte der Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer, der Vorarlberger Jägerschaft oder auch der ÖGK abgewickelt wurden und werden. Die übrigen Anteile an „Media Team“ gehören Geschäftsführer Markus Steurer (10 Prozent) und eben „russmedia“ (40,1 Prozent).

Wird eine Anzeige geschalten - im Jahr 2020 inserierte alleine die Wirtschaftskammer für über eine halbe Million Euro - naschen die drei Eigentümer je nach Höhe ihrer Anteile natürlich auch kräftig am Inseratenkuchen mit. Für Empörung hatte dies im vergangenen Jahr vor allem auch deshalb gesorgt, weil just zu jener Zeit, als Kessler Landesvorsitzender der ÖGK war, plötzlich ÖGK-Inserate, vermittelt über „Media Team“, in der Zeitung der Wirtschaftskammer auftauchten.

Die kritische Phase nach Bekanntwerden der Vorwürfe sowie eine entsprechende Anfrage der NEOS durch Nationalrat Gerald Loacker wurden aber erfolgreich durchtaucht. Die gleiche Taktik scheinen die Akteure von Media Team, Wirtschaftsbund, Wirtschaftskammer und russmedia nun erneut bzw. ebenfalls zu praktizieren: Versuche der Ö1#doublecheck-Redaktion, einen der führenden Köpfe zu einem Statement zu bewegen, scheiterten allesamt kläglich, da sie an der „Mauer des Schweigens“ abprallten.

Lautstark ertönte nun einmal mehr die Kritik der Oppositionsparteien: Die Wirtschaftskammermitglieder der Grünen sprachen von einer „verdeckten Parteienförderung“ zu Gunsten der Volkspartei und deren Wirtschaftsbund. Verdeckt sei das Ganze deshalb, weil etwa ein ganzseitiges Inserat in der Zeitung „die wirtschaft“ für 3000 Euro zu bekommen wäre, Inserate als Parteispenden aber erst ab 3500 Euro aufscheinen müssten.

Auch NEOS-Klubobfrau Sabine Scheffknecht schoss scharf Richtung Kessler & Co.: „Schamlosigkeit ist zwar nicht illegal, aber eine Kammer, die auf dem gesetzlichen Prinzip aufbaut, dass dort jeder automatisch Mitglied sein muss, steht unter einem hohen moralischen Anspruch. Diesem Anspruch wird der Wirtschaftsbund - eine ÖVP-Vorfeldorganisation - hier nicht gerecht!“

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Vorarlberg-Krone
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