Die bisher größte Corona-Demo in Graz fand Samstagnachmittag statt: Bis zu 25.000 Teilnehmer - zunächst ging man sogar von 30.000 aus - sollen es laut Einschätzung der Polizei gewesen sein, immer mehr Menschen schlossen sich dem Demonstrationszug an. Es verlief - im Gegensatz zur großen Demonstration vergangenen Samstag in Wien - alles friedlich, es gab jedoch Anzeigen.
Je näher man dem Grazer Hauptbahnhof kam, umso besser hörte man, dass an diesem Samstag etwas in der Luft lag: Unter dem spiegelnden Dach am Vorplatz verabredeten sich Eltern, Kinder, Arbeiter, Studenten, Alternativ-Eingestellte, genauso wie Menschen rechts der Mitte - viele trugen keine Maske (und wenn, dann oft unter der Nase), alle waren eng aneinander gekuschelt. Mit 8000 Teilnehmern rechnete man im Vorfeld, etwa 5550 waren schon um 13 Uhr vor Ort und bewegten sich eine halbe Stunde später in Begleitung der Polizei in Richtung Innenstadt.
Sie alle vereinte die Wut auf die Regierung und die Corona-Maßnahmen, insbesondere die angekündigte Impfpflicht. „Gegen diese Diktatur“ und „Wir lassen uns nicht einsperren!“ waren Parolen, auf Plakaten wurde die Entlassung von Bundeskanzler Alexander Schallenbergs gefordert.
Einer der Demonstranten sagte: „Man müsste das Ganze differenzieren. Pauschal eine Impfpflicht zu fordern, finde ich falsch. Die Regierung spaltet uns!“ Ein anderer meinte: „Die Politiker halten sich selbst nicht daran und möchten uns Fußfesseln verpassen!“
„Wo ist die Solidarität mit Krankenpflegern?“
Die schreiende, aber dennoch friedliche Menge führte neben Verkehrsstaus und Öffi-Einschränkungen auch zu großer Aufmerksamkeit bei Passanten. Einem Mann, der zufällig beim Einkaufen auf den Demonstrations-Zug traf, stieß es beim Lesen des Wortes „Solidarität“ sauer auf: „Für wen bitte? Was ist mit den Krankenpflegern und Spitalsärzten?“ Eine Frau fand, es sei Wahnsinn, so etwas in einem Lockdown, großteils maskenlos, zu veranstalten.
Immer mehr Menschen schlossen sich dem Demonstrationszug an. Ging die Polizei zwischendurch von etwa 10.000 Teilnehmern aus, so waren es letztlich bis zu 25.000, die sich rund um den Freiheitsplatz versammelten. „Es verlief aber absolut friedlich“, so ein Polizeisprecher. Natürlich gab es Verwaltungsübertretungen, weil etwa die Maskenpflicht nicht eingehalten wurde, im Endeffekt hagelte es 159 Verwaltungsanzeigen. Und: Gegen drei Männer im Alter von 20 bis 25 Jahren wird wegen des Verbotsgesetzes ermittelt, da sie den Hitlergruß gezeigt und sich verharmlosend über den Nationalsozialismus geäußert haben sollen. Gegen 17 Uhr löste sich die Versammlung auf dem Freiheitsplatz langsam auf.
Demos auch in Klagenfurt und St. Pölten
Auch in der Kärntner Landeshauptstadt kam es am Samstag zu einem Protestzug, an dem sich bis zu 6000 Menschen beteiligten. Rund 3000 Menschen gingen zudem in St. Pölten auf die Straße. Laut Polizei gab es mehrere Anzeigen (vorwiegend wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht) sowie Festnahmen „wegen aggressiven Verhaltens“.
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