Was sich der medienscheue Brite zu seinem Ehrentag wünscht, ist nicht bekannt. Klar dürfte aber sein, dass er eine sehr eigene Erfahrung mit Wünschen gemacht hat. "Sowas möchte ich auch machen", soll Curry als junger Schauspieler 1968 in einem Londoner Theater einem Freund zugeflüstert haben. Auf der Bühne stand Judi Dench. Die Schauspielerin, die heute als James Bonds strenge Chefin bekannt ist, brillierte freizügig in der Hauptrolle des Musicals "Cabaret".
Currys Wunsch wurde erhört. Nach ersten Erfolgen beim Hippie-Musical "Hair" wurde er von "Rocky Horror"-Erfinder Richard O'Brien für die Hauptrolle in der neuen Show verpflichtet. Am 16. Juni 1973 mimte der Mann mit der außergewöhnlichen Singstimme erstmals den Transvestiten Frank N. Furter vom Planeten Transsexual, der sich - fast wie sein Namensverwandter Frankenstein sein Monster - einen blonden Lustsklaven schafft.
Ikone der Schwulenszene
Vom geschockten konservativen Theaterpublikum geschmäht, wurde die Show schon bald zum Kult. Spätestens seit der Verfilmung 1977 ist Curry eine Ikone der Schwulen-Szene. Aber nicht nur dort. Aufführungen der "Rocky Horror"-Show arten nicht selten zu Partys aus, bei denen mit Wasserpistolen geschossen wird, Reis, Toilettenpapier und Toasts durch die Luft fliegen und nicht zuletzt verkleidete Fans lautstark jede Zeile mitsprechen.
Curry selbst war mit der Rolle seines Lebens nicht immer glücklich: "Ich war Mister Frank N. Furter ein wenig überdrüssig geworden", gab er vor ein paar Jahren zu. Inzwischen soll er sich aber damit abgefunden haben, dass er dem breiten Publikum wohl auf ewig in Strapsen in Erinnerung bleiben wird.
War auf Rolle des Bösewichts gebucht
Dabei war der Brite auch anderweitig tätig. In mehr als 30 Filmen war Curry zu sehen - meist in der Rolle des Bösewichts: Als kindermordender Clown in der Verfilmung von Stephen Kings "Es", als machtversessener Kardinal Richelieu in "Die drei Musketiere" oder als hinterlistiger Hotel-Portier in "Kevin - Allein in New York".
Auf der Leinwand blieb Curry die ganz große Karriere trotzdem verwehrt - ganz im Gegensatz zur Musicalbühne. Am Broadway gehört Curry zu den Superstars. Als Mozart in "Amadeus" oder als King Arthur in "Die Ritter der Kokosnuss" feierte er große Erfolge. In seiner britischen Heimat ist Curry mit seiner sonoren Stimme außerdem mit Hörbüchern bestens im Geschäft.
Bereits vor Jahren kündigte Curry - der in seiner Freizeit ein begeisterter Gärtner ist - an, nicht ewig auf der Musicalbühne stehen zu wollen. "Das ist körperlich extrem fordernd - besonders, wenn du älter wirst." Mit 65 scheint er aber noch nicht ans Aufhören zu denken: Ab Juni ist Curry am Londoner Haymarket Theatre in der absurden Tragikomödie "Rosenkrantz und Güldenstern sind tot" zu sehen. Voraussichtlich ohne Strapse.
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