Mutations-Kombination

Omikron könnte in HIV-Patienten entstanden sein

Wissenschaft
29.11.2021 06:42

Die überraschend viele Mutationen tragende Coronavirus-Variante Omikron könnte Experten zufolge in einem Patienten mit einer Form der Immunschwäche, etwa HIV, entstanden sein. Das sei denkbar und wahrscheinlich, ähnliche Befunde seien in anderen Fällen bereits publiziert worden, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI). Viele HIV-Patienten in Afrika, wo die Variante zuerst auffiel, würden nicht ausreichend therapiert.

In Menschen mit geschwächtem Immunsystem könne sich das Virus über viele Wochen vermehren, so Watzl gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). „Dabei können immer wieder vereinzelt Mutationen auftreten, die dem Virus eventuell keinen Vorteil bringen, die sich aber aufgrund der fehlenden Kontrolle durch das Immunsystem dennoch weiter vermehren können.“ Damit könnten zusätzliche Mutationen entstehen, die dann in der Kombination eventuell einen Vorteil brächten.

Experte: „Unklar welchen Effekt diese Mutationen-Kombi haben wird“
„Die vielen Mutationen sprechen für Entstehung in HIV-Patienten“, hatte der deutsche Gesundheitspolitiker und -experte Karl Lauterbach (SPD) schon am Freitag getwittert. Omikron besitzt im Vergleich zum ursprünglichen SARS-CoV-2 aus Wuhan (China) eine ungewöhnlich hohe Zahl von etwa 30 Aminosäureänderungen allein im Spike-Protein. Darunter sind Mutationen, von denen bekannt ist, dass sie mit einer stärkeren Übertragbarkeit und Immunescape (der Fähigkeit von Erregern, der Abwehr durch das Immunsystem zu entgehen) in Verbindung stehen. Hinzu kommen viele Mutationen, deren Bedeutung noch unklar ist. „Auch wenn wir den Effekt einzelner Mutationen aus den anderen Varianten kennen beziehungsweise abschätzen können, ist aktuell unklar, welchen Effekt diese Kombination an Mutationen haben wird“, erklärte Watzl.

Erst Weitergabe von mutierten Virus ist gefährlich
Viele HIV-Patienten würden in Afrika nicht ausreichend therapiert, weshalb ihr Immunsystem deutlich geschwächt sei, so Watzl. Zur Vermeidung der Ausbreitung so umfangreich veränderter Varianten wie Omikron wäre es demnach wichtig, infizierte immungeschwächte Menschen zu identifizieren und sie zu isolieren, bis sie nicht mehr infektiös sind. „Denn selbst wenn das Virus in einer solchen Person stark mutiert, erst die Weitergabe des mutierten Virus ist wirklich gefährlich.“

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